„Bewundertwerden ist herrlich“

Der reiche und eitle Medienunternehmer Michael Bloomberg wird neuer Bürgermeister von New York

NEW YORK taz ■ Das Amt des New Yorker Bürgermeisters war nie so schwer wie jetzt, nach den Angriffen auf das World Trade Center. Größer noch als die Lücke in der Skyline ist das Loch im Stadthaushalt, das durch die teuren Räumungsarbeiten und den Wegzug vieler Firmen aus Downtown Manhattan entsteht. Was trieb bloß Michael Bloomberg dazu, das komfortable Leben als steinreicher Medienunternehmer und Partylöwe mit einem harten Sitz im Rathaus einzutauschen?

Er selbst hat einmal die Antwort gegeben: „Bewundertwerden ist herrlich.“ Mit messianischem Impetus erklärte der Medienunternehmer im Wahlkampf: „Unsere Kunden glauben, wir können übers Wasser gehen, und genau das tun wir auch. Und das kann ich auch für New York tun.“ Mangelndes Selbstbewusstsein kann man dem neuen Bürgermeister nicht nachsagen. „Es ist fantastisch, Michael Bloomberg zu sein“, so Bloomberg über Bloomberg.

Und so entschied sich der 59-Jährige, sein Vermögen in einem Wahlkampf anzulegen, in dem ihm zunächst niemand ernsthafte Chancen einräumte. Rund 50 Millionen Dollar investierte „Mike“, wie er sich hemdsärmelig in seinen Fernsehspots vorstellte, in Eigenwerbung und Veranstaltungen, gut viermal so viel wie sein demokratischer Opponent Mark Green. Doch auch wenn Kritiker höhnten, er wolle sich die Stadt wohl kaufen, garantiert so etwas mitnichten den Erfolg. Schon viele Unternehmer vor ihm waren mit ihren politischen Ambitionen gescheitert – in New York zuvor auch schon mal Medienmogul William Randolph Hearst, dem der Film „Citizen Kane“ ein Denkmal setzte. Der beherrschte zwar die Medien und verfügte über unbegrenzte finanzielle Ressourcen, aber trotzdem unterlag er 1905 in den Bürgermeisterwahlen knapp.

Wie Hearst ist Bloomberg durch den Aufbau eines Medienimperiums zu Geld und Ansehen gekommen. Sein auf 4 bis 5 Milliarden Dollar geschätztes Vermögen hat er gemacht, indem er mit der 10-Millionen-Dollar-Abfindung, die er erhielt, als er von der Wall-Street-Firma Salomon Brothers hinauskomplimentiert wurde, einen Finanzinformationsdienst aufbaute. Er verleast Computerterminals, „Bloombergs“ genannt, über die man aktuellste Finanzdaten abrufen kann, an Aktienhändler, Banker und Fachzeitungen. Dazu tragen ein Fernsehsender, eine Radiostation, eine Website, eine Zeitschrift und die Bloomberg-Nachrichtenagentur den Namen des eitlen Unternehmers.

Bei all dem will Bloomberg immer noch der nette Milliardär von nebenan bleiben. Im bienenstockartigen New Yorker Bloomberg-Büro hat er genau wie alle anderen nur einen kleinen Schreibtisch im Großraumbüro stehen.

Wie einst Hearst trat Bloomberg jetzt gegen die demokratische Partei an, allerdings, ebenso wie jener, nicht weil er ein eingefleischter Konservativer wäre. Bis letztes Jahr war Bloomberg noch Mitglied der Demokraten, doch mit vier namhaften Bewerbern um das Bürgermeisteramt war das demokratische Feld einfach zu überfüllt für den Newcomer. Aber nach wie vor unterstützt Bloomberg Anliegen, die gar nicht recht zu einem Republikaner passen wollen, wie zum Beispiel Schusswaffenkontrolle, das Recht auf Abtreibung und die Abschaffung der Todesstrafe. Ganz der nette Milliardär von nebenan. NICOLA LIEBERT