Zerbombt und zensiert?

CNN sendet die Bilder seines eigenen Afghanistan-Korrespondenten von einem zerbombten Pilgerort nicht

DELHI taz ■ Der erfahrene pakistanische Journalist Kamal Haider, der für CNN in der afghanischen Taliban-Hochburg Kandahar arbeitet, berichtete gestern der taz, alliierte Bombenangriffe hätten einen Pilgerort 60 Kilometer westlich der Stadt zerstört. Er selbst habe am Samstag in dem Dorf 128 Leichen gezählt. Die meisten Häuser, ein Schrein und die Dorfmoschee seien zerstört. Die Angriffe erfolgten am Donnerstag und dauerten laut Überlebenden von neun Uhr abends bis Freitagfrüh.

Schah Aga war wegen des Grabs eines Sufi-Heiligen ein Pilgerort, der besonders vor Freitagen Gläubige anzog. Bei seinem mit Filmaufnahmen dokumentierten Rundgang will Haider keinen Schrott von Waffen und keine Munitionsreste gesehen haben, was auf einen Militärstützpunkt gedeutet hätte. Auch die Bewohner schworen, seit langem seien keine Taliban mehr im Dorf gewesen. Im gleichen Bezirk entdeckte Haider die Reste eines weiteren, ebenfalls durch Luftangriffe zerstörten Dorfs namens Usmanzai. Dessen Bewohner hätten in größter Armut in Berghöhlen gelebt, die möglicherweise US-Piloten für Al-Qaida-Verstecke hielten, was den Einsatz von „Bunker Busters“-Bomben erklären würde. Haiders am Samstag an CNN überspielte Bilder wurde vom US-Sender allerdings bis gestern nicht ausgestrahlt. Sein Bericht wird lediglich auf der CNN-Homepage erwähnt. Der Sender habe ihm gesagt, man wolle erst die Fakten gegenchecken, so Haider zur taz. BERNARD IMHASLY