Formel 2

Die Rückkehr des Automobilfilms: Nach dem Erfolg von „The Fast And The Furious“ kommt jetzt das Rennfahrerdrama „Driven“ mit Til Schweiger in die deutschen Kinos

Es gibt Menschen, die halten das Kino für eine Erziehungsanstalt. Vor kurzem sorgte nun eine Studie für Aufregung, die das Fahrverhalten von Filmfiguren unter die Lupe nahm. Ergebnis: In den untersuchten Blockbuster-Produktionen der letzten 20 Jahre schnallten sich nur 30 Prozent aller Charaktere an. In Zukunft soll nun in Hollywood stärker auf das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen geachtet werden.

Kurz vor diesem Versprechen erschienen in den USA allerdings noch mal zwei recht freimütige Hymnen auf das Automobil: In dem ansonsten ereignislosen Sportlerdrama „Driven“, das jetzt in Deutschland anläuft, rauscht ein hitzköpfiger junger Rennfahrer im Sportvehikel mit 300 Sachen durch die City. Und in „The Fast and the Furious“, schon seit November in hiesigen Kinos, veranstalten Gangs auf den Straßen von Los Angeles mit elektronisch aufgerüsteten PS-Monstern illegale Rennen. Verstöße gegen die Gurtpflicht sind noch die geringsten der verkehrstechnischen Delikte. Beide Filme feiern den Temporausch, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg: Während „Driven“ in den USA als Total-Flop schon nach wenigen Monaten in die Videoregale wanderte, spielte das relativ billig produzierte Hot-Rod-Movie „The Fast and the Furious“, für das die groben Insenzierungstechniken alter Exploitation-Filme auf das Konsumverhalten heutiger Kids abgestimmt wurden, das Vierfache seiner Kosten ein.

Ein erstaunlicher Erfolg, zumal das Thema Auto als abgehakt galt. In Zeiten, da Geschwindigkeit in virtuellen Welten beliebig simuliert werden kann, schien die Sehnsucht nach Tempo nicht mehr in herbeifrisierten PS-Zahlen ihre Erfüllung finden zu können. Irgendwie passé kam einem der gute, alte, maskuline Wettstreit nach dem Motto „Wer hat die schnellere Kiste?“ vor. Diese Frage immerhin einte die irren Typen jener Exploitation-Filmchen, die vom adoleszenten Publikum der 50er gefeiert wurden, mit den Ehrenmännern in den Highspeed-Epen der späten Sechziger.

Mit „The Fast and the Furious“ tut sich nun ein neues Vermarktungsfeld für den Fetisch Auto auf. Die aus verschiedenen Ethnien stammenden Akteure sitzen während ihrer Straßenrennen in so genannten „muscle cars“ – hochtourigen japanischen Maschinen, die digital aufgerüstet werden und durch Lachgaseinspritzungen, eine Art Anabolika für den Motor, die festgeschriebene Leistungsfähigkeit toppen. Die Motoren der Hondas oder Mitsubishis sind untrennbar mit modernster Elektronik verquickt; die Rennsequenzen folgen passenderweise der Logik von Computerspielen. So funktioniert „The Fast and the Furious“ als Hightech-Aufbereitung jener B-Movies, mit denen in den Fünfzigern die damals gerade im breiten Stil automobiliserten Teenager in die Drive-Ins gelockt wurden. Den Titel muss man als Reverenz an Roger Cormans gleichnamiges Roadmovie verstehen, das 1954 eine Reihe von Hot-Rod-Krachern nach sich zog.

So unvorhergesehen der Erfolg von „The Fast and the Furious“ ist, so schlüssig erscheint der Misserfolg von „Driven“. Hauptdarsteller Sylvester Stallone hat das Drehbuch verfasst und mitproduziert, vergaß jedoch, bei den Formel-1-Verantwortlichen die teuren Filmrechte am Rennzirkus zu erwerben. So müssen die blassen Helden des Films, eine Art Instant-Gemisch großer Highspeed-Dramen wie „Indianapolis“ oder „Le Mans“, im Cart-Rennen an den Start gehen. Diese Racing-Variante verfügt aber nicht über so viele Fans wie die Formel 1. Und Regisseur Renny Harlin, der zuvor gekonnt Genreregeln auf den Kopf gestellt hat, ist tricktechnisch leider nicht viel eingefallen. Die Unfälle, die den mageren Plot am Laufen halten sollen, sind auf Nummer Sicher am Computer animiert worden.

„Driven“ ist in jeder Hinsicht zweitklassig. Das wird nicht einmal den rennsportvernarrten Deutschen entgehen, auf die der Geldgeber so große Hoffnung setzt. Immerhin darf Til Schweiger in seiner ersten internationalen Hauptrolle als Weltmeister Beau Brandenburg eine klobige Schumi-Kopie mimen. Verona Feldbusch und Jasmim „Blümchen“ Wagner hingegen spielen für jeweils zwei Sätze Boxenluder. Gone in 60 seconds.

CHRISTIAN BUSS

„Driven“, USA 2001, 117 Min. Regie: Renny Harlin. Mit: Sylvester Stallone, Til Schweiger, Kip Parduem, Burt Reynolds