Glashaus ohne Steine

Investoren stellen Modell des künftigen Phoenix-Centers in Harburg vor. Eröffnung des Einkaufszentrums für Herbst 2004 geplant  ■ Von Gernot Knödler

Harburg ist gestern seiner Rolle als Oberzentrum ein Stück näher gerückt. So hofft es Bezirksamtsleiter Bernhard Hellriegel (SPD) und so sehen es die Investoren des 250-Millionen-Mark schweren Vorhabens. Das zur Otto-Gruppe gehörende ECE Projektmanagement und die Büll&Liedtke Immobilien AG präsentierten im Rathaus ein esstischgroßes Modell des künftigen Einkaufszentrums, um die Öffentlichkeit auf den knapp einen Hektar großen Koloss vorzubereiten. Mit dem Bau soll im Herbst kommenden Jahres begonnen werden, die Eröffnung ist frühestens für Herbst 2004 geplant.

Die 26.500 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche direkt am Harburger Bahnhof sollen Kunden „aus dem weiteren Umland anlocken“, und Harburg damit wieder zu einer bedeutenden Einkaufsstadt machen. 550.000 Menschen umfasse der Einzugsbereich des Phoenix-Centers, schätzt Cornelius Liedtke. Es gehe um „die Rückeroberung dessen, was mal war“, der Kundschaft aus dem Umland, die Harburg in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Weg nach Hamburg zunehmend links liegen ließ.

Bernhard Hellriegel malte die schreckliche Alternative zum Einkaufszentrum in die Luft: „Stellen Sie sich vor, wir hätten gesagt: Das wollen wir nicht. Dann wäre, was 1937 geschehen ist – die Einverleibung durch Hamburg – vollendet.“ Harburg mit eigenem Hafen, Industrie und ehrwürdigem Rathaus eine Vorstadt.

Aus der Perspektive des Stadtstaates lassen sich die Harburger Pläne als Teil eines Feldversuchs verstehen, dessen Gegenprobe die Bergedorfer übernommen haben. Denn beide Stadtteile verfolgen verschiedene Ansätze, um als Einkaufsorte über die Runden zu kommen.

Die Bergedorfer lehnten es im vergangenen Jahr per Bürgerentscheid ab, sich vom Baukonzern Hochtief ein Einkaufszentrum auf den Bahnhofsvorplatz setzen zu lassen. Dahinter stand die Angst, ein solcher in sich abgeschlossener Komplex würde dem existierenden kleinteiligen Einzelhandel den Garaus machen. An einem runden Tisch suchen Bürger, Parteien und Verwaltung jetzt nach einer strukturverträglichen Lösung für den Stadtteil.

Harburg dagegen setzt voll auf auf große Investoren. Gegenüber des Rathauses baut die Essener Firma gerade die „Harburg Arcaden“ – ein weiteres Einkaufszentrum mit 14.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Der ortsansässige Einzelhandel mit insgesamt 64.000 Quadratmetern sieht die Neubauten mit Sorge. Politik und Verwaltung hoffen, zwischen den Polen „Arcaden“ und „Phoenix“ einen Käuferstrom erzeugen zu können, von dem die bestehenden Geschäfte profitieren.

Das Phoenix-Center mit 1600 Parkplätzen in den beiden oberen Stockwerken öffnet sich deshalb gezielt zur Innenstadt und zum Bahnhof. Dem Architekten Jürgen Böge fiel die Aufgabe zu, eine Fassade zu entwerfen, die von den Harburgern akzeptiert wird.

Mit seiner Lösung setzt er auf Glas: Schaufenster im Erdgeschoss; große Werbetransparente hinter Glas als farbige Banderole im ersten Stock; große Fenster für die Büros und eine überwiegend matte Indust-rieverglasung für die Parkdecks im zweiten und dritten Stock. Das Innenleben hatten die Investoren vorgegeben.