Übers Geld reden

Eine Chronique scandaleuse und vollkommen neue Aufgaben: eine Pressekonferenz des Goethe-Instituts Inter Nationes ganz im Zeichen des „schrecklichen 11. September“

Teuer wäre der Dialog nicht. „Eine Niederlassung in Kabul würde im Jahr weniger als ein Panzer kosten“, sagte Hilmar Hoffmann, Präsident des Goethe-Instituts. Der Rückblick auf das 50-jährige Jubiläum und die Fusion mit Inter Nationes rückte auf der Jahrepressekonferenz in den Hintergrund angesichts der Herausforderungen, die sich der Mittlerorganisation in ihrem Dialog mit den islamischen Kulturen stellt. Seit dem „schrecklichen 11. September“ fühlen sie sich erst recht gefordert.

„In Kairo stehen die Menschen Schlange vor dem Goethe-Institut“, berichtete Joachim-Felix Leonhard, seit der Fusion mit Inter Nationes Generalsekretär, um in der deutschen Presse „zu verfolgen, wie wir die arabische Welt sehen“. In Kairo und anderen arabischen Städten hat das Institut in den vergangenen Wochen bei seinen Partnern nachgefragt, in welcher Form sie jetzt Unterstützung brauchen. Denn oft funktionieren die ausländischen Kulturhäuser als Schutzräume für eine im Gastland bedrohte Öffentlichkeit. Deren Infrastruktur zu stärken, steht ganz oben auf dem Konzept für ein 15-Millionen-Mark-Sonderprogramm in den islamischen Ländern.

Am 11. Dezember steht ein Treffen mit Joschka Fischer im Terminplan. Da wollen sie mit dem Außenminister über eine mögliche Wiedereröffnung des Instituts in Kabul reden. Für die Finanzierung des Islam-Pakets rechnen sie mit Mitteln aus dem Anti-Terror-Programm. 25 Millionen davon sind für die auswärtige Kulturpolitik vorgesehen, ein Drittel fürs Goethe-Institut. Aber noch in einem Punkt müssen sie mit Fischer über Geld reden. Die Rendite aus der Fusion der beiden Organisationen Goethe-Institut und Inter Nationes, die ihnen vom Parlament versprochen war, will der Finanzminister nun doch einsparen.

„Was nützen Sonntagsreden, in denen die Politiker uns loben, wenn sie am Montag im zuständigen Ausschuss die Mittel weiter kürzen“, wetterte Hoffmann, der nach neun Jahren zum letzten Mal als Präsident zur Jahrespressekonferenz eingeladen hatte. Er zog wieder die „Chronique scandaleuse“ der Schließung von 32 Instituten in den 90er-Jahren hervor. Leonhard sollte dagegen eigentlich den Part des Optimisten übernehmen. „Wir arbeiten an einem Film“, sagte er, „über den beklagenswerten Zustand der Häuser in Afrika.“ Mit diesem Dokument will man bei Sponsoren vorstellig werden. Sehr optimistisch.

KATRIN BETTINA MÜLLER