Kein Geld gegen rechts

■ Der HSV zieht seine zugesagte finanzielle Unterstützung für die Ausstellung „Tatort Stadion. Rassismus und Diskriminierung im Fußball“ zurück

Gemeinsam mit dem europaweiten Netzwerk Football against Racism in Europe (FARE) veranstaltet das Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) die Wanderausstellung „Tatort Stadion. Rassismus und Diskriminierung im Fußball“. Von der Europäischen Union (EU) gefördert, wurde die Ausstellung am 7. November von den Schirmherren, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und dem Gewaltforscher Prof. Gunter A. Pilz, in Berlin eröffnet. Vor der Eröffnung der Ausstellung in Hamburg am Donnerstag, dem 10. Januar, distanziert sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) plötzlich von der Ausstellung, die er mit 5000 Euro unterstützen wollte, aufgrund der Darstellung fremdenfeindlicher Zitate ihres Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder („Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und stattdessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks spielen?“). Auch der HSV reagierte und zog seine angekündigte Zuwendung von 500 Euro zurück und entsendet keinen der eingeladenen Funktionäre oder Spieler zur Austellungseröffnung. Im Gespräch erklärt BAFF-Nord-Mitglied Heiko Schlesselmann die Hintergründe des Sinneswandels.

taz hamburg: Woraus hat sich die Ausstellung ergeben und wer finanziert diese?

Heiko Schlesselmann: Die Ausstellung ist ein Projekt, das von der EU über FARE finanziell gefördert wurde und zum Teil an BAFF ging, woraus die Ausstellung finanziert wurde. Teil dieser Abmachung mit der EU ist allerdings, das man einen Eigenanteil erbringen muss. Im Endeffekt mussten wir um 10.000 Euro erwirtschaften, die zur Hälfte vom DFB kommen sollten, ohne inhaltlich Einfluss auf die Ausstellung nehmen zu wollen.

Aber die Zahlungen flossen nicht, weil BAFF nicht als gemeinnütziger Verein eingetragen ist

Genau, sonst wäre das Geld bereits gezahlt worden, Deshalb hatten wir einen neuen Verein namens VAF (Vereinigung antifaschistischer Fußballfans) gegründet, um eine Spendenbescheinigung ausfüllen zu können.

Es gibt also einen gemeinnützigen Verein, und trotzdem gibt es kein Geld vom DFB?

Jetzt wollen sie aufgrund der inhaltlichen Darstellung des DFB beziehungsweise des Präsidenten Mayer-Vorfelder nicht mehr zahlen. Inzwischen geht es soweit, dass der DFB auch Druck auf die Vereine ausübt.

Wie wurde das bemerkt?

Wir haben um finanzielle Unterstützung gebeten und der HSV, vor allem durch die Supporters und dem Fan-Beauftragten Dirk Mansen war auch sehr angetan von der Idee. Einen Tag vor Weihnachten kam ein Anruf von Dirk Mansen, dass das Geld nicht mehr fließt.

Mit welcher Begründung?

Dass der HSV-Vorsitzende Werner Hackmann die Anweisung gegeben hat der Ausstellung keine Unterstützung, sowohl finanziell wie personell, zukommen zu lassen.

Um wie viel Geld ging es?

Die Ausstellung kostet 1750 Euro ohne Druckkosten der Broschüren, die von Viertelnachfünf übernommen worden sind.

Bemüht sich BAFF nochmals mit dem HSV in Kontakt zu treten?

Wir sind Kompromisse eingegangen, wollen uns aber nicht den Mund verbieten lassen. Die ganze Sache ist ein Armutszeugnis für den HSV und den DFB.

Tatort Stadion. Rassismus und Diskriminierung im Fußball. DGB-Haus/Besenbinderhof. Ab 10. Januar, Mo.-Fr. 13 bis 19h

Interview: Oke Göttlich