Widerstandskämpfer geehrt

Gedenkstein für den Geografen und Geologen Albrecht Haushofer in Berlin enthüllt

BERLIN taz ■ Es war eine kurze, aber klare Bilanz: „Ich hab gewarnt – nicht genug und klar! Und heute weiß ich, was ich schuldig war“, schrieb Albrecht Haushofer kurz vor seinem Tod 1945 in seinen Moabiter Sonetten. „Er war damit einer der ersten Deutschen, die davon sprachen, dass die Deutschen während der NS-Zeit Schuld auf sich geladen haben“, sagte gestern Kristof Wachinger, Herausgeber eines Buches über den Widerstandskämpfer Haushofer, das anlässlich der Enthüllung eines Gedenksteins in Berlin vorgestellte wurde.

Der Geograf und Geologe Haushofer ist keiner der bekannten Widerständler. Der Entschluss des bekennenden Konservativen, sich gegen den Nationalsozialismus einzusetzen, kommt spät. Zwar schreibt er schon 1933 in einem Brief: „Politisch sehe ich so schwarz wie nie.“ Trotzdem arbeitet Haushofer, dessen Mutter jüdischer Abstammung war, lange mit den Nazis zusammen: als Berater von Außenminister Ribbentrop und Hitler-Stellvertreter Heß. Der Gesinnungswandel kommt mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Im Auftrag von Heß sondiert er daher Möglichkeiten für Friedensgespräche mit England, die aber 1941 durch Heß’ Flug unmöglich gemacht wurden.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt engagiert sich Haushofer in den Kreisen der Widerständler des 20. Juli. Obwohl er wenig in Erscheinung trat, soll er stark in die konspirative Willensbildung eingespannt gewesen sein. Er gilt als die graue Eminenz des Widerstands.

Im Zuge der Ermittlungen um das Attentat wird Haushofer im Dezember 1944 verhaftet und in der Nacht zum 24. April 1945 erschossen. In der Haft hatte er noch seine „Moabiter Sonette“ verfasst, die posthum veröffentlicht wurden. SUSANNE AMANN