„Rechtzeitig ansetzen“

Michael Leinhoß, Veranstalter der 29. Berliner Bildungsmesse, im Interview

taz: An wen richtet sich die Berliner Bildungsmesse?

Michael Leinhoß: Einen klassischen Schwerpunkt haben wir nicht. Unser Angebot richtet sich an alle Branchen und Zielgruppen. Wir wollen zum Beispiel nicht alleine Arbeitslose oder Leute, die sich nebenberuflich engagieren wollen ansprechen, sondern sind breit gefächert. Da ist für jeden etwas dabei: branchenübergreifend und „querbeet“.

Wie schätzen Sie die Bedeutung der beruflichen Fort- und Weiterbildung ein?

Fort- und Weiterbildung ist extrem wichtig! Nicht nur die technische Entwicklung hat heute ein hohes Tempo: Schauen sie sich den technischen Fortschritt auf dem EDV-Bereich an, der besonders rasant ist. Aber auch das Thema Europa hat Auswirkungen. In puncto Sprachen oder Währungsumstellung etwa. Da ist viel im Flusse. Jeder, der glaubt, er kommt mit dem klar, was er vor zehn Jahren gelernt hat, wird früher oder später auf der Strecke bleiben. Für Arbeitgeber, die nach Personal suchen, ist es interessant, jemanden zu beschäftigen, der auf dem neusten Stand der Technik ist.

Welche Rolle spielen Computerkenntnisse oder neue Medien wie das Internet auf dem Bildungsmarkt?

Das ist ziemlich dominierend. Bei alle Ausbildungsrichtungen, von gewerblich bis technisch, hängt irgendwo die EDV hinten dran. Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche und wird darum auch in allen Bildungsbereichen angeboten.

Stichwort Pisa-Studie: Das Bildungsniveau deutscher Schüler scheint im internationalen Bereich katastrophal zu sein. Können Bildungsträger die Mängel in der Schulbildung später wieder auffangen?

Die Leute, mit denen wir etwas zu tun haben, haben in der Regel eine abgeschlossene Berufsbildung und werden weiterqualifiziert. Ich glaube nicht, dass alles, was in der Schule versäumt wurde, über private Bildungsträger auszugleichen ist. In der Schule geht es ja vor allem um Grundlagenwissen, das man nur schwer aus dem Gesamtbereich Schule herausnehmen kann. Es geht nicht nur um richtiges Rechnen oder Schreiben, sondern auch um das soziale Umfeld. Das können private Bildungsträger nicht leisten. Abgesehen davon, dass man bestimmten Defiziten nur sinnvoll begegnen kann, wenn rechtzeitig ansetzt.

INTERVIEW: VOLKER ENGELS

Michael Leinhoß ist Geschäftsführer der Agentur Fair-Events, die die 29. Berliner Bildungsmesse veranstaltet