das buch
: Islam im Unterricht

Voll Klischees

Missverständnisse und Klischees verhindern nach Ansicht des Islamrats die angemessene Vermittlung des Islam in deutschen Schulbüchern. Das ist das Fazit einer Fachtagung, die der größte Dachverband in Deutschland lebender Muslime im vergangenen Jahr abgehalten hat und deren Ergebnisse jetzt als Buch veröffentlicht wurden.

Manche Schulbuchautoren verbreiteten Ansichten über den Islam, die „bei Karl May entnommen sein könnten“, schreibt der Germanist Osama Amin. Als einen Beleg führt er eine grotesk verunglückte Darstellung der Pilgerfahrt nach Mekka an, in der „grüne Turbane“ und ein „Festessen“ eine prominente Rolle spielen. Das habe mit der Wirklichkeit und der spirituellen Bedeutung des Pilgerns nichts zu tun. Der Sozialwissenschaftler Wolf Ahmed Aries, wissenschaftlicher Beirat des Islamrats, klagt in seinem Beitrag über hartnäckige Vorurteile, gegen die man kaum vorgehen könne. In der Zusammenfassung kommt die Pädagogin Yasemin Karakasoglu zu dem Ergebnis, der Islam in Europa werde in den Schulbüchern noch immer als Fremdkörper und Gegensatz zur jüdisch-christlichen Tradition aufgefasst: „Die Betonung der Notwendigkeit, die ‚Muslime‘ als Fremde zu akzeptieren, grenzt sie erst recht aus.“

Die von den AutorInnen angeführten Negativbeispiele aus Geschichts- und Religionsbüchern reichen von falschen Koranzitaten über taktlose bildliche Darstellungen des Propheten Mohammed, die gegen das islamische Bildnisverbot verstoßen, bis zu deutlich antiislamischen Passagen.

Schade nur, dass einige der AutorInnen des Tagungsberichts ihre Glaubwürdigkeit durch ihr sonstiges Engagemant relativieren. Der Germanist Osama Amin etwa lehrt an der von der saudischen Regierung unterstützten König-Fahd-Akademie in Bonn, die ganz sicher nicht als Geburtsstätte der islamischen Aufklärung gelten kann. Ebenfalls unglücklich ist es deshalb, dass Wolf Ahmed Aries in seinem Beitrag ausgerechnet Broschüren der fundamentalistischen saudischen Regierung zum islamisch motivierten Umweltschutz anpreist. Zumal an anderer Stelle des Tagungsberichts gefordert wird, die Abhängigkeit deutsch-islamischer Organisationen von islamischen Staaten zu beenden.

Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen des Islamrats bleiben trotzdem wichtig und aufschlussreich, auch wenn die untersuchten Schulbücher leider nicht aufgeführt werden. Ob die auf der Tagung anwesenden Verlagsvertreter sie aufnehmen, wird sich zeigen.

YASSIN MUSHARBASH

„Islam im Schulbuch“. Spohr-Verlag 2001, 112 Seiten, 14 €