„Make your fat functional“

■ Dicke Frauen prügeln dicke Männer auf der Leinwand: Die deutsch-englische Koprodution „Secret Society – Der Club der starken Frauen“ kommt nach Bremen

Wenn gar nichts mehr geht, dann müssen Nacktfotos her. Ken hat seinen Job verloren und sein Problem dabei ist, dass er eigentlich eine Familie gründen will, in der er für alle sorgt. Eine Ehefrau mit Namen Daisy hat er schon und mit der heizt er gerne über die Hügel um Yorkshire: Er fest im Motorradsattel, sie im Beiwagen, er mit „Only You“ auf den Lippen, sie mit einem Lächeln im Gesicht. Auch bei den Nacktfotos macht sie mit, obwohl sie weiß: Das wird nichts. Denn Daisy ist dick und ihr Problem ist, dass sie sich deswegen selber nicht mag. Da kann der gutmütige Ken ihre Schönheit preisen, soviel er will.

Der Träumer und die Dicke, zwei Underdogs, die sich gefunden haben und sich in einer trostlosen nordenglischen Vorstadt gegenseitig wärmen – passt doch alles. Aber Daisys Selbstverachtung treibt sie nicht in Kens Arme, sondern in die „Secret Society“, einen Geheimbund aus sieben dicken Frauen, die ihre Egos durch heimliches Sumo-Ringen aufpäppeln: „Make your fat functional“ steht in der Trainingshalle an der Wand. Das ist cool. Uncool ist, dass Ken säuft, weil seine Daisy abends auf einmal nicht mehr nach Hause kommt.

Des einen Selbsttherapie ist des anderen Leid – „Secret Society“ ist in erster Linie ein Beziehungsfilm. Außerdem ist es eine englische Arbeitermilieu-Komödie in unmittelbarer Nähe zu „Ganz oder gar nicht“. Und zuletzt ist es ein Stückchen Gesellschaftskritik mit der Botschaft: Es gibt Schönheit jenseits des Schönheitsideals, das westliche Medien tagtäglich in die Welt blasen.

Insgesamt ist es ein bisschen viel, was die deutsche Jungfilmerin Imogen Kimmel da in 95 Minuten Film loswerden will. Und deswegen muss sie mit vielen harten Schnitten operieren und manchmal sehr plakativ erzählen: Es reicht nicht, dass Ken ständig eine Bierdose in der Hand hat, es muss auch noch von Daisy festgestellt werden. An anderer Stelle hätte man sich dafür mehr Zeit gewünscht, hätte gern mehr gesehen vom lange angekündigten, finalen Sumo-Kampf zwischen den schwergewichtigten Engländerinnen und den männlichen Sumo-Ringern aus Japan.

Die Regisseurin Kimmel stolpert durch die Geschichte, aber immerhin: Zusammen mit der Engländerin Catriona McGowan hat sie sich an das unbequeme und schwer verkäufliche Thema „Dicksein“ getraut. Und dabei hat sie zwar nicht das rechte Timing, aber den richtigen Ton getroffen. kli

ab Donnerstag im Cinema, täglich 20.15 Uhr