Schlag für Schläger

■ Brutalo-Neonazi Peter Borchert muss vor den Kadi. Ihm droht erneute Haft

Peter Borchert, militanter Neonazi und Chef der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD) in Schleswig-Holstein, muss womöglich erneut in den Knast. Die Kieler Staatsanwaltschaft hat in einem Sammelverfahren aufgrund diverser Einzeltaten gegen den 28-Jährigen Anklage wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organe erhoben. Borchert saß bereits wegen Tötungsdelikten sechs Jahre im Gefängnis und hat noch eine Bewährungsstrafe wegen unerlaubten Waffenbesitzes offen.

Dennoch fiel er im vorigen Jahr mehrfach bei Gewaltakten auf. Laut Anklage hat er im April 2001 in der Kieler City einen Antifaschisten angegriffen und mit seinen Stiefeln brutal in die Genitalien getreten, als dieser gegen einen NPD-Infostand protestierte. Im August 2001 attackierte er laut Oberstaatsanwalt Uwe Wick einen Antifaschisten, „der an einem Anti-Rassismus-Treffen teilgenommen hatte“ und beschädigte dessen Auto. Am selben Tag hatte er versucht, die Wohnung einer Antifaschistin auszuspionieren. Als er von einem Nachbarn ertappt wurde, schlug er zu.

Der Glatzkopf aus Kiel – dem auch Verbindungen ins Rotlicht-Milieu nachgesagt werden – gehört seit Jahren zu den Leitfiguren der militanten Neonazi-Szene im Norden. Kein Aufmarsch in Hamburg und Schleswig-Holstein, bei dem nicht Borchert an der Seite der rechten Hamburger Führungskader Christian Worch und Thomas Wulff den Ton angibt.

Seit über zwei Jahren engagiert er sich persönlich für den Erhalt des umstrittenen Neumünsteraner Skintreffs „Club 88“. Ende 2000 stand der Vasall Worchs an der Spitze eines Putsches Militanter im NPD-Landesverband und setzte die vermeintlich zu lasche Spitze ab. Dafür wurden er und der Landesverband von der Bundes-NPD ausgeschlossen. Erst als Borchert vor Gericht obsiegte, kam es zur Aussöhnung mit dem Bundesvorstand.

Trotz seines Vorstrafenregisters und seiner Unberechenbarkeit wurde Borchert von der Justiz lange Zeit mit Samthandschuhen angefasst. „Der muss erst jemanden totschlagen, um wieder im Knast zu landen“, so ein resignierter Staatsschützer. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest. as/pemü