Pentagon plant Kriegslügen

Das US-Verteidigungsministerium will gezielt Falschinformationen lancieren. Damit soll die öffentliche Meinung in feindlichen wie in befreundeten Ländern im US-Sinne beeinflusst werden

BERLIN taz ■ Die Skepsis der US-Verbündeten gegenüber einem möglichen Angriff auf den Irak zeigt Wirkung, wenngleich anders, als sich das Frankreichs Außenminister Hubert Vedrine und der deutsche Joschka Fischer erwartet hatten: Einem Bericht der New York Times zufolge arbeitet das US-Verteidigungsministerium an der Erstellung von Nachrichten, echten und gefälschten, um die öffentliche Meinung im Ausland zu Gunsten der US-Kriegspolitik zu beeinflussen.

Das nach den Terroranschlägen vom September 2001 gegründete „Büro für Strategischen Einfluss“, ein mit Millionenbeträgen finanzierter Stab des Verteidigungsministeriums, der im Wesentlichen im Verborgenen arbeitet, soll dem Bericht zufolge ausländische Medien mit Geschichten füttern, um die Absichten der US-Regierung in Übersee zu verbreiten. Und zwar so, dass die Journalisten nicht merken, dass sie unmittelbar vom Pentagon geführt werden. Dazu sollen einflussreiche Politiker und Journalisten mit E-Mails von neutraler Herkunft gefüttert werden. Ferner sollen sowohl verdeckte Quellen als auch die normalen Veröffentlichungen und Pressekonferenzen des Pentagons genutzt werden. Allerdings bangen interne Kritiker des Pentagons ob dieser Pläne um Ansehen und Glaubwürdigkeit des Ministeriums. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Präsident George W. Bush hätten noch nicht über die Pläne entschieden, heißt es.

Als Problem wird lediglich diskutiert, dass Falschberichte über die Nachrichtenagenturen verbreitet und auch von US-Medien veröffentlicht werden könnten. Die Falschinformation der eigenen Presse aber ist der Regierung verboten.

Bereits im Oktober hatte die US-Regierung die Rendon Group, eine in Washington, Boston und London ansässige Werbeagentur, damit beauftragt, den Krieg im Ausland zu verkaufen. Mit der Rendon Group gibt es Erfahrungen schon aus dem Golfkrieg 1991: Damals arbeiteten mehrere Werbeagenturen im Auftrag der kuwaitischen Elite daran, die US-amerikanische Öffentlichkeit auf den Krieg vorzubereiten. Dutzende gefälschte Videos und die frei erfundene Horrorgeschichten von den irakischen Besatzern, die in den Krankenhäusern kuwaitische Babys aus Brutkästen zerren, gingen auf das Konto der Werbestrategen, die jetzt wieder für die Bush-Regierung tätig sind. 100.000 Dollar monatlich erhält die Rendon Group für ihre ganz geheime Öffentlichkeitsarbeit. BERND PICKERT