Windpark vor Anker

■ Greenpeace wirft E.on vor, Offshore-Windenergie durch Aussitzen zu bremsen. Streit um Kabeltrasse

Greenpeace hat dem Energiekonzern E.on vorgeworfen, die Windenergie-Gewinnung auf hoher See durch Untätigkeit zu bremsen. Der Konzern habe bisher keinen Plan vorgelegt, wie er Offshore -Windanlagen in das Stromnetz einbinden wolle, monierten die Umweltschützer. Offen ist außerdem, über welche Trasse der bereits genehmigte erste Offshore-Windpark bei Borkum an das Stromnetz angeschlossen werden soll.

Greenpeace forderte E.on auf, bis zum Sommer ein detailliertes Konzept für die Einspeisung des Windstroms von der See vorzulegen und im Netz Kapazitäten dafür freizuhalten. Andernfalls werde es eng für den Strom aus Windanlagen. Greenpeace-Energieexperte Sven Teske: „Kein Energie-Konzern, auch nicht die gesamte Branche, hat das Recht, die Pläne der Bundesregierung zum Schutz des Klimas zu untergraben.“ Von E.on war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Greenpeace zufolge muss der Konzern nach dem Atomkonsens bis 2011 rund 2700 Megawatt installierte Leistung in den küstennahen Atomkraftwerken Stade, Brunsbüttel und Unterweser stilllegen. Die hierdurch frei werdenden Kapazitäten im Netz seien für die Durchleitung von Strom aus Windkraftanlagen zu reservieren. Die Umweltschützer rechnen damit, dass sich mit Hilfe der Anlagen auf dem Meer die Windenergie-Leis-tung an der Küste bis 2005 von zurzeit 8700 auf 16.700 Megawatt verdoppeln wird.

Zum Anschluss des Windparks bei Borkum werden zwei Alternativen diskutiert: eine Trasse bei Norderney auf kurzem Weg mitten durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und eine entlang des stark befahrenen Schifffahrtsweges auf der Ems nach Emden. Die Umweltverbände sind sich uneins darüber, welche der Trassen als das geringste Übel anzusehen ist.

Beim Nabu Niedersachsen kann man sich vorstellen, dass der direkte Weg durchs Wattenmeer die wenigsten Schäden verursacht, zumal er auch von den anderen geplanten Windparks benutzt werden könnte. Gegen ein Kabel in der Ems sperrt sich aus Sicherheitsgründen die Wasser- und Schifffahrtsdirektion. Die Bezirksregierung Weser-Ems wird sich „in den nächsten Monaten“ für eine Variante entscheiden.

Beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographpie (BSH) liegen zurzeit 30 Anträge für Off-shore-Windparks. Vier davon stecken mitten im Genehmigungsverfahren. Gegen den Windpark bei Borkum haben die Gemeinde Borkum und der Deutsche Fischereiverband beim BSH Widerspruch eingelegt. Gernot Knödler