Großer Körper, leerer Kopf

Sympathische und gar selbstironische Testosteronmonster: Chuck Russells Barbarenfilm „The Scorpion King“ mit Dwayne Douglas Johnson alias „The Rock“ in der Hauptrolle

Die Ähnlichkeiten von Hollywood und den Aktiven der World Wrestling Federation (WWF) sind nicht zu übersehen. Großer Körper, kleiner Kopf. Der Schulterschluss war also absehbar, einige zaghafte Versuche hat es in den letzten Jahren bereits gegeben, aber die physischen Verwachsungen ehemaliger WWF-Champions wie Roddy Piper oder Hulk Hogan waren noch zu grotesk, als dass es zu einer ernst zu nehmenden Hollywoodkarriere gereicht hätte. Irgendwann werden wir sie im Nachtprogramm eines Shoppingkanals wiedertreffen, wo sie uns Rückgratstretcher aus der Weltraumforschung andrehen wollen.

„Die Rückkehr des Skorpionkönigs“ könnte sich allerdings tatsächlich als einträgliche Crossmarketing-Strategie erweisen, sowohl für seinen Hauptdarsteller The Rock als auch den amerikanischen Wrestlingverband und nicht zuletzt die Spielwarenindustrie, der der Film mit seinen schillernden Charakteren reichlich Anschauungsmaterial für neue Actionfiguren-Serien liefert. Denn mit dem Skorpionkönig kehrt auch ein längst vergessenes Subgenre des Fantasyfilms zurück, dessen Tumbheit man mit „Conan“ und „Red Sonja“ fast lieb gewonnen hatte: der Barbarenfilm.

Erwachsene Männer in viel zu kurzen Hot Pants, rasiermesserscharfe Vokuhilas, steroide Schlachtspektakel. Und ein Hauptdarsteller mit dem selten behämmerten Namen „The Rock“, der in der Preisklasse von Steven Seagal und Van Damme mit seiner bürschchenhaften Smartness der Konkurrenz etwas voraus hat: Selbstironie ist kein Fremdwort für ihn. Und wenn „Die Rückkehr des Skorpionkönigs“ auch, wie jeder andere Barbarenfilm vor ihm, sehr bald in den unteren Regalreihen der Videotheken verschwunden sein wird, von dem 26-jährigen Dwayne Douglas Johnson alias The Rock werden wir in Zukunft noch öfter hören. Er hat diese Groucho-Marx-Augenbraue, die erst noch einmal neckisch zuckt, bevor er draufhaut. Und weil seine Sprache selbst da geschliffen bleibt, wo seine Mitspieler artikulatorisch bereits wieder in einen Urzustand der männlichen Psyche zurückgefallen scheinen (während die Amazonen immer etwas nuttig aussehen müssen), darf er am Ende ruhig auch mal eine Freudenträne wegdrücken. „Die Rückkehr des Skorpionkönigs“ ist übrigens das Prequel zu „Die Mumie“, inoffiziell auch der dritte Teil der Reihe, Bezug nehmend auf die Vorgeschichte des Vorgängers, in der The Rock noch als trashige Skorpiongottheit das Totenheer Anubis’ befohlen hatte. Aber das alles ist eigentlich auch egal. Was zählt, ist, dass die Hollywood/WWF-Connection mit dem „Skorpionkönig“ endlich Früchte trägt. Selten waren die anthropomorphen Missverhältnisse schwitzender Testosteronmonster im Kino sympathischer. ANDREAS BUSCHE

„The Scorpion King“. Regie: Chuck Russell. Mit Dwayne Johnson, Kelly Hu, Grant Heslov u. a., USA 2002, 86 Min.