„Bunt, vielfältig, friedlich, eindrucksvoll“

Uri Avnery soll auf der ersten Anti-Bush-Demo am Dienstag sprechen. Veranstalter wollen keine Zustände wie in Genua

Für die Friedensbewegung ist es die erste bundesweite Demonstration, die an einem normalen Werktag stattfindet – schon deshalb sind die Veranstalter vorsichtig, wie viele Menschen zur Großdemonstration gegen die Politik von US-Präsident George W. Bush am Dienstag kommender Woche in die Hauptstadt kommen werden. Dennoch rechnen die Organisatoren der Kundgebung unter dem Motto „Wir wollen Ihre Kriege nicht, Herr Präsident“ anlässlich des Arbeitsbesuchs Bushs mit mehreren zehntausend Demonstranten. Die Demonstration wird von einer „Achse des Friedens“ veranstaltet. Ihr gehören rund 200 Gruppen an: von Friedens- über Anti-Globalisierungs- bis zu kirchlichen Verbänden.

Wie das Bündnis erklärte, will man „für Frieden und Verständigung unter den Völkern, gegen Krieg, Rüstung, Waffenexport, gegen Chauvinismus, Rassismus, Antisemitismus“ demonstrieren. Reiner Braun, Sprecher der „Achse“, betonte, die Kundgebung werde „bunt, vielfältig, friedlich und eindrucksvoll“ sein. Die Friedensbewegung habe eine Breite an Zustimmung gewonnen, die sie früher nicht erreicht habe. Getragen werde der Protest nicht durch die Ablehnung einer Person, sondern einer Politik, die Kriege vorbereite, sich von internationalen Verträgen verabschiede und eine „hemmungslose Aufrüstung“ betreibe. Die Bundesregierung, sagte Peter Strutynski vom „Bundesausschuss Friedensratschlag“, lasse sich von der US-Regierung nach dem Motto „Mitkämpfen und Maul halten!“ einspannen.

Am Dienstag, so teilte Laura von Wimmersperg von der „Friedenskoordination Berlin“ (Friko) mit, werde ab 16 Uhr eine Demonstration von der Neuen Wache Unter den Linden bis zum Alexanderplatz ziehen. Bei der Abschlusskundgebung soll – wenn nichts dazwischenkommt – der israelische Friedensaktivist und Schriftsteller Uri Avnery sprechen. Am Mittwoch wird es eine zweite Demonstration geben, die am Dom um 18 Uhr beginnt und dort nach einem Rundgang auch wieder endet.

„Die Aktionen werden groß und friedlich sein“, sicherte Braun zu, „hier muss keine Fensterscheibe verbarrikadiert werden.“ Ruben Lehnert vom studentischen „Antikriegskomitee“ der FU stimmte dem zu: „Es wird kein Berliner Genua geben.“ An einer für den Donnerstag geplanten Demo des Bündnisses „Cowboys für den Frieden“ beteilige sich die „Achse“ nicht. Landesschutzpolizeichef Gernot Piestert erklärte, dass rund 10.000 Polizisten in der Hauptstadt eingesetzt würden.

Zugleich hoben die Organisatoren der Demonstration hervor, dass auf ihrer Kundgebung weder Islamisten noch Nazis erwünscht seien. Die NPD verteilt derzeit tausende Flugblätter in den Briefkästen der östlichen Stadtbezirke. Darin schreibt sie, sie sei „solidarisch“ mit der „Achse des Friedens“. In einer Internetmitteilung erklärt der NPD-Parteivorstand, die USA würden „mehr und mehr zu einer Bedrohung für die Menschheit“: „Gerade deshalb auch wird der nationale Widerstand alle Proteste gegen die US-amerikanische Hybris mittragen.“

PHILIPP GESSLER