Welthunger abgefrühstückt

Welternährungsgipfel bringt keinen neuen Impuls für den Kampf gegen den Hunger. Gentechnologie sorgt für die heftigsten Diskussionen

von DOMINIC JOHNSON

Der Welternährungsgipfel in Rom endete gestern früh vorzeitig, um den Mitwirkenden die ungestörte Ansicht des für Italien entscheidenden Vorrundenspiels der Fußballweltmeisterschaft zu ermöglichen. Die Teilnehmer hatten sich ohnehin wenig zu sagen. „Scheitern“ konstatierte Greenpeace, „nichts wirklich Neues“ die Deutsche Welthungerhilfe. Einzig Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi nannte den Gipfel einen Erfolg und kündigte an, er werde beim G-8-Gipfel in Kanada in zwei Wochen seinen Kollegen aus den mächtigen Industrienationen davon erzählen. Die waren nämlich alle nicht da.

Die Abschlusserklärung wurde schon am Anfang verabschiedet. Sie bekräftigt die Ziele des letzten Welternährungsgipfels von 1996 zur Halbierung der Zahl der Hungernden auf der Welt bis 2015 und lässt weiterhin offen, wie das erreicht werden soll. „Beginnen wir jetzt unseren Wettlauf gegen die Zeit“, forderte der Präsident der veranstaltenden UN-Agrarorganisation FAO, Jacques Diouf, und blies in einem seiner wenigen Seitenhiebe gegen die versammelten Politiker zum „Krieg gegen Hunger, Armut, Skepsis und Egoismus“.

Am kontroversesten war Paragraph 25 der Schlusserklärung. Er ruft die FAO auf, Forschung und Entwicklung von Biotechnologie zwecks Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität in Entwicklungsländern zu fördern. Dies entspricht einer Forderung der USA und stößt bei Nichtregierungsorganisationen auf heftige Kritik. Fred Kalibwani aus Simbabwe sprach von einer „Tragödie für Afrika“, die Ernährungssicherheit in die Hände multinationaler Unternehmen lege. Diese aber, so kritisiert „Germanwatch“ aus Deutschland, kommen in der Schlusserklärung gar nicht vor. Vandana Shiva aus Indien sagte: „Neues Saatgut und Pestizide werden immer teurer. Die Bauern verschulden sich und verkaufen ihre Organe, ihre Nieren, ihre Kinder.“

Kritisch wies auch das UN-Welternährungsprogramm WFP darauf hin, dass Lebensmittelspender nicht angeben müssen, ob ihre Lieferungen genmanipuliert sind. Es gibt Befürchtungen, wonach reiche Länder dadurch Experimente über die Verträglichkeit genmanipulierter Nahrung anstellen könnten.

Immerhin war die direkte Konfrontation zwischen Regierungsvertretern und Aktivisten von NGOs neu im Vergleich zu 1996. Damals waren die Politiker noch unter sich.