der nitrofen des tages
: Ein Treffen mit Renate Künast als kostenlose Gelegenheit, einiges richtig zu stellen

Hubert Grote, oberster Tierfütterer

Letzte Woche verkündete Renate Künast: „Die Futtermittelindustrie ist Ausgangspunkt des Skandals. Deshalb muss sie sich jetzt finanziell bei der Schadensbehebung engagieren.“ Gestern sagte die Bundesverbraucherministerin: „Die Verantwortung der Futtermittelindustrie besteht darin, garantiert saubere Produkte auf den Mark zu bringen.“ Alles gute Reden hilft aber nicht: Die Futtermittler werden nicht zahlen. Nicht für die Nitrofen-Opfer.

„Wir sind ja zum ersten Mal ins Ministerium geladen“, sagt Hubert Grote, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verbandes Tiernahrung, wie sich die Lobby der Futtermittelindustrie prosaisch nennt. Das erste Gespräch sei sehr zufrieden stellend gewesen. Grote: „Wir hatten Gelegenheit, einiges richtig zu stellen. Schließlich haben wir sehr unter der pauschalisierten Verurteilung gelitten.“ Grote argumentiert: Wer verseucht hat, muss zahlen. Aber doch nicht gleich die ganze Branche. Und schließlich: Bevor irgend ein Verbandsmitglied – also ein Futterwerk – in die Nahrungskette eingreift, gibt es fünf vorgelagerte Stufen. Mindestens. Nicht über Geld müsse geredet werden. Sondern über stärker vernetzte Kontrolle. „Bislang läuft das doch so: Die Lebensmittelindustrie testet, die Futtermittelindustrie testet. Von den Ergebnissen erfährt der jeweils andere aber nichts“, so Grote.

Nicht gerade das, was Renate Künast von Grote erwartet: „Die Futtermittelindustrie macht einen großen Fehler, wenn sie sich das Thema Hilfsfonds nicht zu Eigen macht.“ Sicherlich: Ein Stück Schadensregulierung ist über die Versicherungen gewährleistet. „Das große Problem sind aber die Vermarktungseinbußen, die niemand abdeckt“, so Künast. Zum Beispiel Niedersachsen: Immer mehr vom Nitrofenskandal betroffene Landwirte lassen dort jetzt ihre Tiere töten. Bis gestern knapp 25.000 Federviecher. Oder der Eierberg: 450 Tonnen groß ist der inzwischen, täglich kommen sieben Tonnen hinzu. Wohlgemerkt: nur in Niedersachsen. Aber bitte: Was hat das denn mit der Futtermittelindustrie zu tun? NICK REIMER