WARUM DIE „WEIHE“ VON KATHOLISCHEN „PRIESTERINNEN“ EHER SCHADET
: Richtiges Ziel, falsche Form

Natürlich muss es und wird es auch in der katholischen Kirche eines Tages Priesterinnen geben. Theologisch seriös ist das Verbot der Priesterschaft von Frauen nicht zu begründen. Historisch ist erwiesen, dass es in der Urkirche der ersten zwei Jahrhunderte bereits so etwas wie Priesterinnen, besser: Gemeindevorsteherinnen gab. Der Papst versucht mit Pseudodogmen das weibliche Priestertum zu verhindern – doch dies ist langfristig ein vergeblicher Kampf. Denn einer seiner Nachfolger oder ein kommendes Konzil wird diesen ungerechten Irrweg revidieren: Viele katholische Frauen sind zu Recht darüber erbost, dass sie die Drecksarbeit in den Gemeinden leisten sollen und ihnen das Ehrenamt verschlossen bleibt.

Nur: Bis es zur Weihe von Priesterinnen kommt, wird es lange dauern, da die Kirche mit jahrhundertealten Traditionen brechen muss und in dieser uralten Institution sowieso jede Veränderung Generationen braucht. Die sieben Frauen, die sich am Samstag auf einem Donaudampfer zu „Priesterinnen“ salben ließen, wollten so lange nicht warten. Sie wollten ein Fanal setzen, Dinge in Bewegung bringen – und haben doch ihrer guten Sache geschadet. Und zwar durch die Art und Weise, wie ihre „Weihe“ vor sich ging.

Da war ein exkommunizierter Möchtegernbischof, der die „Weihe“ vornahm. Es gab eine absurde Geheimniskrämerei darum, wo, wann und von wem der Akt vorgenommen werden sollte. Da waren schließlich peinliche Begleitumstände, die die kirchenhistorisch als bedeutend und irgendwie feierlich geplante Veranstaltung diskreditierten – dass Reporter 100 Euro zahlen sollten, um die Aktion beobachten zu können, ist nur ein Beispiel.

Nun wäre einzuwenden, dass dies bloß Kleinigkeiten seien, die im Vergleich zum positiven großen Ziel zu vernächlässigen sind. Wer so argumentiert, hat nicht verstanden, wie diese weltumspannende Kirche funktioniert: Die Milliardengemeinschaft der Glaubenden lebt von Symbolen, Traditionen und Legitimationen. Deshalb hat die schlechte Form der „Priesterinnenweihe“ ihr gutes, richtiges Ziel beschmutzt. Selbst die hierarchiekritische „Kirche von unten“, die anfangs das Weihespektakel unterstützte, hat sich deshalb von der Aktion distanziert: zu unseriös.

Die „Priesterinnen“, so gläubig und integer sie auch sein mögen, haben deshalb ihrer Sache einen Bärendienst erwiesen: Ihre Aktion wird der Amtskirche in Zukunft die Argumentation gegen die Weihe von Priesterinnen erleichtern. Schlimmer noch: Die „Weihe“ vom Samstag hat die Diskussion über Frauen am Altar diskreditiert. Hoffen oder beten wir deshalb, dass die Aktion auf dem Dampfer bald vergessen sein wird. PHILIPP GESSLER