Netcenter pleite, Branche in einer „Delle“

Ein „schwarzes Schaf“ weniger, sagt der Verband. Die Branche beschäftigt immer noch 2.500 Mitarbeiter in Bremen

Seit gestern 11 Uhr ist es amtlich: Die Netcenter AG hat Insolvenz angemeldet, das Amtsgericht hat einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rät ehemaligen Mitarbeitern des Call Centers, so schnell wie möglich beim Amtsgericht Antrag auf Insolvenzgeld zu stellen.

Bis vor ein paar Wochen arbeiteten noch gut 60 Personen beim „Teledienstleister“ in der Vahr, Anfang des Jahres waren es noch 120. Die Netcenter AG war in vergangenen Monaten finanziell in die Schieflage geraten. Außerdem war Vorstand Marc Dörre scharf kritisiert worden, weil er unter anderem Angestellte über Monate nicht bezahlt hatte . Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mehrerer Anzeigen (die taz berichtete).

„Von solchen schwarzen Schafen distanzieren wir uns“ sagte Christoph Wiegmann von Call Center City. In der Interessenvereinigung sind mit 22 rund die Hälfte aller Bremer Call Center vertreten.

Wiegmann ist trotz der jüngsten Pleite überzeugt, dass Call Center in Bremen weiter als Jobbeschaffer fungieren können: „Die Anzahl der Arbeitsplätze in der Branche liegt konstant bei 2.500.“ Tatsächlich gebe es derzeit eine „Konsolidierungsphase“. Der Markt erlebe seit einem halben Jahr „eine Delle“. Neben Netcenter sind laut Wiegmann „weitere drei, vier Firmen“ in die Pleite gegangen. Das sei aber nur Folge der „allgemeinen Rezession“ in Deutschland und einer „einseitigen Firmenpolitik“.

Wiegmann: „Betroffen waren die, die nur von einem Auftraggeber abhängig waren.“ Aber: „Tatsache ist: Die meisten Mitarbeiter konnten sofort von anderen Call Centern übernommen werden.“ Als Beispiel nennt Wiegmann die Firma, für die er im Hauptberuf arbeitet: „Bei der Swb Enordia haben wir gerade neun Leute im Kundenservice eingestellt.“

Das Problem sei vielmehr inzwischen, gutes Personal für die Billiglohnjobs zu finden. Wiegmann: „Vor drei Jahren bewarben sich noch 400 Leute auf eine ausgeschriebene Stelle, Ende vergangenen Jahres waren es nur noch 80.“ ksc

Weitere Informationen zu Netcenter: http://www.labourcom.uni-bremen.de/callcenternetz/netcenter/index.htm