Hammerskins im Visier

Staatsanwaltschaft ermittelt in sieben Ländern gegen rechtsextremes Netzwerk. 40 Wohnungen durchsucht

BERLIN taz ■ Mit Durchsuchungen in sieben Bundesländern ging die Staatsanwaltschaft Dresden gestern gegen die neonazistischen Hammerskins vor. Die Ermittlungen richten sich gegen 29 mutmaßliche Mitglieder des bundesweit in so genannten Chaptern organisierten rechtsextremen Netzwerks. Gegen sie wird unter anderem wegen Verdachts auf Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung nach § 129 ermittelt. Mehr als 150 Polizeibeamte durchsuchten daraufhin gestern über 40 Wohnungen. Schwerpunkte der Polizeimaßnahmen waren Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Aber auch in Berlin, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen fanden Razzien statt.

Die Bewegung der Hammerskins entstanden Mitte der 80er in den USA. Sie verstehen sich selbst als „Elite“ unter den rechtsextremen Skinheads und streben eine internationale Vernetzung mit dem Ziel einer nationalsozialistischen „Hammerskin-Nation“ an. In Deutschland traten Hammerskin-Sektionen erstmals 1991 auf. Seit Mitte der 90er-Jahre konzentrieren sich führende deutsche Hammerskins auf den neonazistischen Musikmarkt. Sie treten als Organisatoren von Rechtsrock-Konzerten in Erscheinung und sorgen mit eigenen Firmen und illegalen Vertriebsstrukturen für die Verbreitung rassistischer und nationalsozialistischer Musik. Hinzu kommen paramilitärische Wehrsportübungen. Der Verfassungsschutz zählte im vergangenen Jahr bundesweit 100 Hammerskins. HEIKE KLEFFNER