Zu viel Wasser kostet viel

Schäden in Millionenhöhe durch die Flut. Baden in den nächsten Tagen verboten

BERLIN taz ■ „Nur jeder dritte Hauseigentümer ist gegen Hochwasser versichert“, sagte gestern Klaus Schmidtke von der Allianz-Versicherung. Für überflutete Keller und nasse Mauern bekommt nur Geld, wer eine Zusatzversicherung abgeschlossen hat. Kaum verwunderlich, dass Florian Wöst von der Münchner Rück die Unwetter für sein Unternehmen als „keine Katastrophe“ wertet. Die Hochwasserschäden lägen in den für Überschwemmungen, Sturm und Hagel kalkulierten 300–500 Millionen Euro pro Jahr, erläutert er. Die Volkswirtschaft zahlt aber mindestens das Doppelte: Allein 2001 entstanden durch Unwetter Schäden in Höhe von einer Milliarde Euro.

100 Millionen Euro Soforthilfe kündigte Bundesinnenminister Otto Schily gestern bereits an. Derweil machte Bernd Weidensteiner von der DZ-Bank deutlich, dass die verregneten Ernten beispielsweise Obst und Gemüse verteuern könnten. Und die Landwirtschaftsverbände schätzen, dass vor allem in Norddeutschland das Angebot an Brotweizen und Kartoffeln knapper werden dürfte.

Nach mehreren Tagen Dauerregen kommt in den zugepflasterten Städten auch die Kanalisation an ihre Grenzen. Denn zu 50 Prozent wird der Regen zusammen mit den Abwässern in einem Rohr abgeleitet. Wenn das Rohr die Fülle nicht mehr fassen kann, wird das mit Fäkalien verdünnte Wasser in Oberflächengewässer umgeleitet. Kolibakterien oder Salmonellen landen in Flüssen und Seen, warnt Claus-Dieter Chlodius vom Umweltbundesamt. Nahe den Städten heißt das in den nächsten Tagen trotz sonniger Wettervorhersage: Baden verboten. Denn Durchfall und Fieber könnten die Folge sein. Vor allem Kinder, die viel Wasser beim Planschen schlucken, seien gefährdet. Kläranlagen selbst würden nicht überlaufen, sie seien groß genug.

Auch Industrieanlagen sollen ausreichend geschützt sein. Aus der Sandoz-Katastrophe 1986 habe man gelernt, sagt Chlodius-Kollege Bernd Mehlhorn. Als in der Chemiefabrik in Basel ein Großband bekämpft wurde, wurde so viel Löschwasser mit giftigen Substanzen in den Rhein gespült wurden, dass Fische starben. Heute seien die Anlagen deshalb auch vor Flutwellen geschützt. Anders in Wohnhäusern. Heiztanks könnten aus der Verankerung gerissen werden, Öl auslaufen. Das ist aber zum Glück relativ gut abbaubar. Die wahren Ausmaße der Wetterkapriolen werden wohl erst in den nächsten Tagen deutlich. HG