Fahrplan zum Gipfel

Vom 26. August bis zum 4. September veranstaltet die UNO den Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung im südafrikanischen Johannesburg. Erwartet werden etwa 65.000 Teilnehmer. Regierungschefs und Präsidenten von über hundert Staaten haben sich angekündigt.

Eine Entwicklung ist „nachhaltig“, wenn sie unsere aktuellen Bedürfnisse befriedigt, ohne die Chancen anderer Menschen oder die Chancen kommender Generationen dafür zu opfern. Das heißt: Der Lebensstandard der Industrienationen darf nicht auf Kosten der Armen oder der nächsten Generationen zustande kommen – was er bislang tut. Nachhaltige Entwicklung soll die Belange von Wirtschaft, Umwelt und Sozialem gemeinsam berücksichtigen.

Der Gipfel von Johannesburg wird nach zehn Jahren die Bilanz der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro ziehen. 1992 versammelten sich dort die Vertreter von 178 Staaten. Sie erklärten feierlich, gemeinsam Hunger, Armut und Umweltzerstörung eindämmen zu wollen. Als Aktionsplan verabschiedeten sie die Agenda 21. Doch Hunger und Armut sind bis heute weit verbreitet, sauberes Trinkwasser fehlt. Kohlendioxid heizt die Atmosphäre weiter auf, die Meere sind leer gefischt, die Wälder verschwinden, Wüsten breiten sich aus. In Johannesburg soll beschlossen werden, wie diese Probleme zu lösen sind.

Auf den Vorbereitungskonferenzen haben die USA klar gemacht, dass sie sich keinen verbindlichen Abmachungen anschließen wollen. Der Abschlusstext ist zu drei Vierteln fertig; alles Kontroverse ist allerdings bislang ausgeklammert. Neben einer unverbindlichen Erklärung der Staatsoberhäupter will die UNO ein Aktionsprogramm mit konkreten Verpflichtungen verabschieden, mittels derer die Versorgung mit Wasser und Energie für Millionen Menschen in benachteiligten Gebieten gesichert werden soll. UN-Generalsekretär Kofi Annan und Südafrika drängen auf mehr Hilfe für Afrika. Umwelt- und Entwicklungsgruppen fordern eine gerechtere Struktur des Welthandels, mehr Entwicklungshilfe, die Stärkung des UN-Umweltgremiums Unep und internationale Umwelt- und Sozialstandards für Unternehmen.

Erstmals sind auch Unternehmen an einer UN-Konferenz beteiligt. In so genannten Typ-2-Vereinbarungen können Firmen, Staaten und NGOs ihre Beiträge zu nachhaltiger Entwicklung darstellen. Umweltgruppen fürchten, dass dies als Feigenblatt für unzureichende politische und finanzielle Zusagen der Staaten dienen könnte. BERNHARD PÖTTER