Besser ohne Roland Berger

Bilanz des Senats von drei Jahren Roland-Berger-Beratung: Viel Papier und nichts Konkretes. Perschau: Die Reform lässt sich besser ohne die Berater umsetzen

Auf 47 eng beschriebenen Seiten hat der Bremer Senat einen Erfahrungsbericht über die „Neuordnung der Aufgabenwahrnehmung“ vorgelegt, mit der die drei Jahre Roland-Berger-Unternehmensberatung bilanziert werden sollen. „Getretener Quark wird breit, nicht stark“, kommentierte die grüne Fraktionsvorsitzende Karoline Linnert den dicken Bericht. Eine Analyse der Ziele und der Ergebnisse suche man vergeblich. Ungewöhnlich kritisch formulierte die SPD-Abgeordnete Cornelia Wiedemeyer, dass auch ihr ein Überblick fehle, „wo wir was bewegen und was dabei herauskommt“. Immer wieder werde von Konzernmanagement“ geredet – „Was ist eigentlich der Konzern Bremen?“ Linnert an die Adresse des Finanzsenators: „Ihr Konzern ist über beide Ohren verschuldet.“

Bremen habe Erfahrungen mit Unternehmensberatungen, bekannte Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU). Nach den Beratern von McKinsey waren die von Roland Berger engagiert worden mit der Begründung, es reiche nicht, Konzepte vorzulegen, die Berater müssten sich in der Begleitung der Umsetzung beweisen. Gestern erklärte Perschau das Gegenteil: Die Umsetzung könne die Verwaltung besser ohne Berater organisieren.

Von Seiten der Berger-Berater wird das stille Ende des 13-Millionen-Beraterprozesses anders dargestellt: Der Verwaltung sei der Mut abhanden gekommen, als es um die Umsetzung ging. Diese Sicht der Dinge passt zu dem, was Perschau gestern bekannte: Seit dem Ende der Beratungen habe der Reformprozess an Fahrt verloren.

Auf 6.000 Mitarbeiter könne man die staatliche Verwaltung reduzieren, das war die Philosophie der Berger-Leute. Von der Müllabfuhr bis zum Kindergarten sollte der Staat sich aus der „operativen“ Arbeit zurückziehen und auf die hoheitliche Kontrolle vorgegebener Ziele beschränken. „Angestrebt ist die radikale Veränderung der Aufgabenwahrnehmung im Rahmen einer Gesamtphilosophie, die eine wirkungsvolle strategische Gesamtsteuerung des Konzerns Bremen ermöglicht ...“, ist einer der Kernsätze in einem der unzähligen Konzeptpapiere. Die große Reform sollte Bremen im Jahre 2005 insgesamt 800 Millionen Mark an laufenden Kosten einsparen, damit der Haushalt nicht verfassungswidrig ist.

Kein Wort steht in dem Senatsbericht über das große Geschwätz von gestern, kein Wort über mögliche Einspareffekte von erfolgreichen Reformschritten. Das Liegenschaftswesen wird als großer Reformerfolg herausgestellt – daran hatten sich schon die Berater von McKinsey Mitte der 90er Jahre versucht. Und nachdem der erste Chef der Liegenschaftsgesellschaft GBI fristlos in die Wüste geschickt wurde, hat ausgerechnet das Finanzressort von Perschau nun einen, der unbedingt aus seiner Behörde raus sollte, als Nachfolger bestellt. Perschau reagierte richtig sauer, als die SPD-Rednerin darauf anspielte. K.W