Genügend Gründe zum Zweifeln

Für sein Buch über 9-11 verzichtete Mathias Bröckers auf Recherche außerhalb des Web, stellt aber wichtige Fragen

Theorien darüber, was „wirklich“ am 11. September 2001 geschah, boomen allerorten, vor allem im Internet. Der kritische Konspirologe und ehemalige taz-Kulturchef Mathias Bröckers (www.broeckers.com) hat jetzt seine Fragen, Theorien und Gedankenspiele zu den Terroranschlägen vom 11. September in einem Buch zusammengetragen, das von Zweitausendeins bereits in 42.000 Exemplaren verkauft worden ist. Zweifeln ist in.

Neben einer kurzen theoretischen Einführung in die Entstehungsgeschichte und die Nachteile von Verschwörungstheorien hat Bröckers sein seit dem 13. 9. 2001 auf www.telepolis.de erschienenes konspirologisches Tagebuch zusammengestellt und mit aktuellen Anmerkungen versehen. Von den ersten Recherchen der traditionellen Geschäftsverbindungen des Bush-Clans zur Familie Bin Ladens über die Zweifel an der Identität der 19 mutmaßlichen Attentäter, die geheimnisvolle tragische Geschichte des FBI-Mannes John O’Neill bis zu den offen gebliebenen hundert häufig gestellten Fragen hat Bröckers, ohne sich von seinem Rechner für Recherchen auch nur einmal erheben zu müssen, all jene vermeintlichen und tatsächlichen Ungereimtheiten zusammengestellt, die im Netz seit über einem Jahr Furore machen.

Folgt man Bröckers, dann ist der 11. September vermutlich eine moderne Version jenes schmutzigen Tricks, den er im Falle des japanischen Angriffes auf Pearl Harbour für erwiesen hält: So wie US-Präsident Roosevelt den Angriff provozierte und bewusst geschehen ließ, um den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zu ermöglichen, so ließen der auch persönlich und geschäftlich interessierte George W. Bush und der Geheimdienst CIA den 11. September geschehen, um den Afghanistankrieg zu legitimieren, nachdem im Juli 2001 Verhandlungen mit dem Taliban-Regime über den Bau einer Pipeline durch Afghanistan gescheitert waren.

Innerhalb dieses Hauptszenarios stellt Bröckers eine schier unendliche Reihe von Nebenfragen, lenkt die Aufmerksamkeit auf unbeachtet gebliebene Details, verändert Interpretationszusammenhänge weg von den gängigen Mustern der weltweiten Mainstream-Medien.

Bröckers Methode ersetzt keine solide Recherche – und das will er auch nicht. Aber es gelingt ihm, ein Gedankengebäude zu entwerfen, das zumindest genügend Anhaltspunkte zum Zweifel gibt. Und: Selbst wenn man Bröckers’ Theorien für ausgemachten Blödsinn hielte, macht es Spaß, sich damit zu befassen.

Mathias Bröckers: „Verschwörungen. Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11. 9.“. 360 S., Zweitausendeins, Frankfurt a. M. 2002, 12,75 €