Otto von Bismarck

wurde am 1. April 1815 – in der Endphase der antinapoleonischen Kriege, also während der Geburtsstunde des deutschen Nationalismus – als Spross eines alten, märkisch-preußischen Landadelsgeschlechts in Schönhausen (Elbe) geboren.

Er gehörte jener Generation an, der die ersten Berufspolitiker der deutschen Geschichte entstammten, die die Revolutionen von 1848/49 anführte und auch die nachrevolutionäre Epoche maßgeblich mitbestimmte.

Bereits während seines Jurastudiums in Göttingen (1832 bis 1835) zeigte sich, dass Bismarck die nationalistische Begeisterung vieler seiner politisch engagierten Generationsgenossen nicht teilte. Nach einem Semester verließ er die Burschenschaft, weil er deren „extravagante“ (demokratisch-nationalistische und oppositionelle) Auffassungen ablehnte.

Bismarck hatte am Beginn seiner beruflichen Laufbahn die eines höheren preußischen Beamten eingeschlagen; 1838 aber quittierte er die Aufgabe, weil „das Resultat des Beamtenlebens“ eine „körperlich und geistig eingeschrumpfte Brust“ sei.

Er ging daraufhin als Landwirt auf die Familiengüter und geriet in das Fahrwasser des pommerschen Pietismus, wo er auch Johanna von Putkamer (1824 bis 1894) kennen lernte, seine spätere Ehefrau, mit der er schließlich 47 Jahre verheiratet war.

Die Landwirtschaft jedoch befriedigte Bismarcks Ehrgeiz nicht. 1847 ließ er sich in den Vereinigten Landtag, das erste Parlament Preußens, wählen. Bald fiel er den Köpfen der pietistischen Hofkamarilla als politisches Talent auf, das mit Courage und Provokationen konservative Positionen gegen den Zeitgeist verteidigte. 1851 wurde er preußischer Gesandten beim Deutschen Bund.

Sieben Jahre später brach Bismarck mit diesen höfischen Seilschaften. In einer berühmten Denkschrift entwarf er eine aus konservativer Sicht revolutionäre Strategie zur Vergrößerung der Macht Preußens. Er bekannte sich – wie seine Generationsgenossen und politischen Antipoden aus der nationalistisch gesinnten Linken – zu einer mehr pragmatischen als ideologischen Politik und plädierte für die undogmatische Zusammenarbeit mit jeder einflussreichen politischen Kraft.

Solange Friedrich Wilhelm IV., Vorgänger von Wilhelm I., regierte (bis 1858), war Bismarck mit solchen Auffassungen isoliert – weshalb er auf Botschafterposten in St. Petersburg und Paris abgeschoben wurde.

Bismarck wurde 1862 unter König (und später Kaiser) Wilhelm I. preußischer Ministerpräsident (und blieb auf diesem Posten bis 1890). 1867 wurde er außerdem Kanzler im neu geschlossenen Norddeutschen Bund und 1871 im neu gegründeten Deutschen Reich. Den größten Teil dieser Zeit war er preußischer und faktisch deutscher Außenminister.

Die Kombination dieser Ämter und die Dauer seiner Herrschaft ermöglichten Bismarck in Verbindung mit der auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Reichsverfassung eine in der modernen deutschen Geschichte (mit Ausnahme der NS-Zeit) beispiellose Machtkonzentration.

1898 starb Otto von Bismarck auf Gut Friedrichsruh bei Hamburg. CHJ