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: Kaiserslautern ist nur das EM.TV der Liga – und das nächste Pixelpark kommt bestimmt

Die geplatzte Bundesliga-Bubble

Ahhh, dieser Effenberg-Heber. Und ohhhh, dieses Solo von Lawrence Aidoo. Wow, klasse Solo von Agali. Sensationell, Zè Robertos Vorlage mit Dreifach-Übersteiger. Und erst unter der Woche: Alle deutschen Clubs – naja, bis auf die Bayern – haben reüssiert auf internationalem Parkett. Der deutsche Fußball, hurra, er ist wieder wer!

Moment! Aufwachen! Nicht blenden lassen! Denn: Der Liga geht’s eigentlich beschissen. Im Ernst. Das Ereignis der vergangenen Fußballwoche fand nämlich nicht auf, sondern außerhalb des Betzenbergs statt: der Verkauf der Transferrechte an Nationalspieler Miroslav Klose, um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern und die laufenden Bauarbeiten am Stadion zu retten. Käufer ist – was für ein Glücksspiel – die Lotto Rheinland-Pfalz GmbH.

Damit ist sozusagen die nächste (und vermutlich letzte) Dimension erreicht im Lockermachen von Geldern für den Unterhaltungsbetrieb Bundesliga. Die Clubs haben bisher so ziemlich alles zu Geld gemacht: Die Rechte am Merchandising sind längst in Händen von Vermarktern wie der Ufa, die Stadien heißen jetzt AOL und nicht mehr Volkspark. Und auch das Parkett der Frankfurter Börse wurde schon betreten – von Borussia Dortmund, mit mäßigem Erfolg zumindest für die Anleger. Allesamt Unternehmungen – um an der Börse zu bleiben – mit „Steinen“ und nicht mit „Beinen“. Jetzt geht’s wie im Falle Kloses ans Verpfänden von Personal. Oder, wie Kaiserslauterns „Insolvenzberater“ Rene C. Jäggi sehr nüchtern erklärte, um den „einzigen verwertbaren Vermögensteil“.

Der Fall weist über die Situation in Kaiserslautern hinaus: Die Bubble Bundesliga ist geplatzt. Und Kaiserslautern nur so etwas wie das EM.TV der Liga. Jahrelang haben die Clubs über ihre Verhältnisse gelebt, die Spieler mit Summen bis zu drei Millionen Euro hofiert. Die Kirch-Krise mit fehlenden TV-Einnahmen von 20 bis 30 Prozent für diese Saison kam hinzu, ist aber nur die Spitze des Desasters der Liga und bei weitem nicht alleiniger Grund für finanzielle Haushaltslücken.

Rolf Rüssmann, Manager beim maroden VfB Stuttgart, hat just gesagt: „Es gibt Vereine, da vermutet man das gar nicht, denen geht es noch viel schlechter als uns.“ Das ist erstaunlich, schließlich hat der VfB 20 Millionen Euro Schulden – und längst kümmern sich Staatsanwaltschaft und Wirtschaftsprüfer um den Verein.

Es bleibt also bestimmt eine äußerst spannende Saison: Das nächste Pixelpark, das nächste Mobilcom der Bundesliga kommt bestimmt.

THILO KNOTT