daumenkino
: Der Dreitagebart-Mann

„Meine Frau“

Französische Filme haben das oft noch: diese souveräne Art, gerade mit präziseren Mitteln des Films und eben nicht mit Video eine luftige und funkelnde Modernität zu erzeugen. Auch „Meine Frau, die Schauspielerin“ gibt dieses visuelle Versprechen, bis plötzlich der Dunst einer verschwiemelten Ich-Perspektive um die Pariser Häuser zieht. Hauptdarsteller, Autor und Regisseur sind hier miteinander identisch, und das ist irgendwie nicht gut gegangen.

Seine Frau ist also Schauspielerin. Er selbst ist Sportjournalist, arbeitet in einem Beruf, den auch solche Männer männlich finden, die Schauspielerinnen für bessere Nutten hatten. Und mehr braucht man über das Verhältnis, in dem hier die Geschlechter, also Yvan (Attal) und Charlotte (Gainsbourg), zueinander stehen, auch schon nicht zu wissen.

Was macht da die Liebe? Sie dreht sich in einem unproduktiven Kreis aus Besitzanspruch, Penetranz und Gekränktheit, und es stellt sich nicht zuletzt die Frage, was Charlotte an dieser Dreitagebart-Männlichkeit so toll finden soll, die die ganze Zeit nur schlechte Laune verbreitet. Nun reist sie, die Schauspielerin, aber erstmal nach England, um neben Terence Stamp eine Flugbegleiterin zu spielen. In den Drehpausen versucht der grauhaarige Mann, sie mit geistreichen Bemerkungen zu touristischen Themen zu bezaubern, und alle freuen sich auf die „Bettszene“. Yvans Vorstellungen vom wilden Leben der Schauspielerinnen werden durch die Realität also noch überboten. Um die Sitten dieses Gewerbes besser zu verstehen, besucht er selbst eine Schauspielschule. Eine vermeintliche Vorsprechniederlage wird nachträglich zum Erfolg, denn eine schöne blonde Mitschülerin läuft ihm hinterher und will ihn unbedingt verführen.

Dass die anderen von einem wollen, was man eigentlich von ihnen will, und kleine Schlappen zu großen Siegen werden, solche Fantasien gehen besonders gut da als Humor und Selbstironie durch, wo der Regisseur dem Autor und dieser dem Darsteller so kumpelhaft auf die Schulter klopfen kann wie in diesem Fall. Am Ende muss sogar ein bébé, das heißt die Elternschaft herhalten, um die Gereiztheiten und offenen Fragen restlos aufzulösen. Dass sich so etwas noch jemand traut, ist ziemlich verblüffend. Dass es aus dem kinobewussten Frankreich kommt, irgendwie auch tröstlich.

MANFRED HERMES

„Meine Frau, die Schauspielerin“, Regie: Yvan Attal. Mit Charlotte Gainsbourg, Yvan Attal, Terence Stamp u. a., Frankreich 2001, 96 Minuten