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: Ensembles Estrich, Bitumen und Wiederaufbau

Das Berliner Modelabel „Frisch“ ist auch international erfolgreich

Erfolg? Glaubt man der Version von Jürgen Frisch, Designer und zusammen mit seiner Freundin Ulrike Dorn Gründer des Labels Frisch, ganz einfach Glück. Dass man zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle die richtigen Leute trifft.

Jürgen Frisch hat bei Charles Castelbajac und Vivienne Westwood in Wien studiert, und Westwood holte ihn dann auch als Assistent an die Universität der Künste (UdK). „Ich verdanke Vivienne irrsinnig viel“, sagt er. In künstlerischer Hinsicht natürlich, „durch sie habe ich verstanden, was Kleidung bedeutet“, aber auch in finanzieller: Das Assistentengehalt hat dem Designerpärchen acht Jahre lang über die Runden geholfen. Frisch hatte den Kopf frei und entwarf die Kollektion, die ihm den Sonderpreis für die Männerkollektion auf dem Festival junger Modedesigner in Hyères einbrachte. Damit konnte er, zusammen mit der Architektin Ulrike Dorn, 1996 an der Sehm, der großen internationalen Show für Männermode in Paris, teilnehmen, wo der japanische Modevertrieb „Renown Look“ auf sie aufmerksam wurde – und einen Exklusivvertrag mit dem jungen Paar schloss. Seitdem verkaufen Frisch ihre Kollektionen nach Japan; alle werden auf Shows in Paris und Tokio präsentiert.

Neben einer Portion Glück bestimmen natürlich in erster Linie Talent und Originalität die Laufbahn eines Designers. Frischs Kollektionen sind allesamt außergewöhnlich, dabei tragbar, gut und mit Liebe zum Detail verarbeitet – man spürt die Schule von Vivienne Westwood. Jede hat ein bestimmtes Thema, zu dem sich Frisch und Dorn immer von ihrem persönlichen Umfeld anregen lassen.

So inspirierte die Pommesbude vor der Haustür letzten Sommer zu „kiosk“, und die aktuelle Linie „maisonette“ verdanken sie ihrem eigenen Umzug in das Tiergartener Hansaviertel. Die spezielle Architektur der Wohnblocks, in den 50er-Jahren entworfen von so berühmten Architekten wie Oscar Niemeyer, Walter Gropius und Arne Jacobsen, regte Frisch und Dorn zu einer Kollektion an. Die Farben der Linoleumböden – kräftiges Rot, Blau und Gelb – finden sich in den Dufflecoats aus Wollstoff wieder, die Sweatshirts ziert ein Fotoabdruck eines Gartens von Arne Jacobsen. Trotz aller ernsthaften Begeisterung für das Thema ist ein gelegentliches Augenzwinkern unübersehbar: Die Ensembles heißen Estrich, Bitumen oder Wiederaufbau, und dass der Damenmantel nach dem Architekten Corbusier und nicht nach Gropius benannt wurde, versteht sich von selbst: „Er war schließlich der Charmantere von beiden“, sagt Jürgen Frisch.

In Deutschland sind die Kollektionen von Frisch nur in Berlin erhältlich. „Wir haben uns nie besonders um Vermarktung gekümmert“, gibt Frisch zu. „Wir leben sehr zurückgezogen und sind keine großen Sozialisierer.“ Aber großartige Designer und in einer Branche, die von Selbstinszenierung und Illusionen lebt, wirklich bemerkenswert – bescheiden noch dazu.

Mode von Frisch bei Essenbeck, Auguststraße 72, Mitte, Tel. (0 30) 28 38 87 25. www.frisch-berlin.de