Expo.02

Die Schweizer Landesausstellung Expo.02 (15. Mai bis 20. Oktober) ist an der Sprachgrenze zwischen Deutsch- und Westschweiz angesiedelt, im Drei-Seen-Land mit den Städten Biel/Bienne, Neuchâtel, Murten und Yverdon-les-Bains als Schauplätzen.

Die vier festen Ausstellungsgelände liegen an Seeufern und heißen Arteplages – ein Kunstwort, das für die Expo.02 kreiert wurde und etwa Kunststrand bedeutet. Verbunden werden sie durch eine fünfte mobile Arteplage, ein Piratenschiff mit dem Namen „Arteplage Mobile du Jura“ (AMJ). Jede Arteplage hat eine eigene Thematik: Macht und Freiheit in Biel, Natur und Künstlichkeit in Neuchâtel, Augenblick und Ewigkeit in Murten, Ich und das Universum in Yverdon-les-Bains, Sinn und Bewegung auf der AMJ.

Das Piratenschiff AMJ, eine umgebaute Kiesbarke, verkehrt ohne festen Zeitplan zwischen Bieler, Neuenburger und Murtener See und attackiert immer wieder unter wechselnder Flagge die vier festen Arteplages – dank ausgeklügeltem Bordsoundsystem nach Belieben akustisch camoufliert als Vogelschwarm, Hochseedampfer oder Speed-Metal-Band. So sehr sich manch patriotischer Eidgenosse über die unzureichende Flaggenzahl auf der Expo echauffierte, so nahm er in Kauf, dass eine Fahrt auf der AMJ nicht im teuren Expopreis inbegriffen war.

Das Schiff ist eine Plattform für Kontroverses, Guerilla, Kritik, Selbstreflexion: die In-Frage-Stellung der eigenen Nation (Die humanitäre Schweiz), das Rütteln an heiligen, helvetischen Werten (Die Schweiz und das Geld), schafft neue, unerwartete Bezüge (Stolz und Misere der Schweiz). Auf der sehr gelungenen Homepage – www.amj.ch – kann man Näheres zum Kanton Jura erfahren, der als Pate und Muse der mobilen Arteplage zur Seite stand. Vom ihm hat die AMJ die weltoffene Haltung, aber auch die Tradition der Dissidenz, der Freiheitsliebe und des subversiven Schalks übernommen. Zudem sind dort auch die begehrten, punkigen Merchandisingartikel (siehe auch die porträtierten Schweizer auf Seite I) zu bestellen – sofern sie nicht schon vergriffen sind: T-Shirts mit Che Guevara, Kopftücher mit Mutter Teresa, Fußballschals mit Totenkopf, AMJ-Figur und dem Seneca-Spruch Vivere noluit qui mori non vult (Derjenige versteht es nicht zu leben, der nicht sterben will) sowie entsprechende Schablonen zum Sprayen. KATHRIN REBSAMEN