berliner szenen Adlon, Brosnan, Berry

In Bonds Welt

Jugendliche und Medienleute stehen in der Kälte und rufen „Michael, Michael“. Im Adlon gibt es eine Pressekonferenz. Die Teilnehmer sind so megawichtig, dass alle Journalisten eine „Non-Syndication-Erklärung“ in doppelter Ausführung unterschreiben müssen. Hat man etwa Angst vor Gewerkschaften?

Man trägt Telefonnummer und E-Mail-Adresse ein und verpflichtet sich, nur für das angegebene Medium zu berichten. Will man damit Freie, die für mehrere Adressen arbeiten, einschüchtern? Ist doch nur der neue Bond, macht doch nicht so ein Gewese! In Ballsaal 3 warten wir aufschweren Perserteppichen auf Halle Berry und Pierce Brosnan. Als Zugabe kommen „Bösewicht“ Rick June und Regisseur Lee Tamahori. Mit einer Kollegin von Gala rätsele ich, woran man erkennen könnte, ob Stars ein bisschen blöd sind. Brosnan zum Beispiel wirkt wie der Angestellte einer großen Firma, der dauernd damit rechnet, gekündigt zu werden. Er lobt den Film, alle, die dabei waren, alles supertoll. Ob er noch einen Bond machen wird? „Wir werden sehen.“

Halle, was man wie Sally spricht, dezent sexy in ihrem recht luftigen Top, wirkt souveräner als Brosnan. Sie bedauert, dass sie den Film-Bikini aus angenehmem Lycra nicht behalten durfte. Er wird in einem Bond-Museum landen. Für sie ist 2002 ihr großes Jahr. Erst der Silberne Bär in Berlin, dann ein Oscar unter Tränen, jetzt Bondgirl. Jemand fragt sie, wer oder was sie gern einmal wäre. Irgendein Mann, sagt sie sofort. Vielleicht könnte man Bond ja mal als Frau besetzen. Brosnan stottert bei der Frage rum. Marlon Brando? Draußen hoffe ich, dass Michael Jackson wieder eins seiner Kinder aus dem Fenster wirft. Aber der ist noch im Zoo, bei den Affen. ANDREAS BECKER