Deutsche versorgen Burundis Hutu-Rebellen

Eine Abteilung der deutschen Entwicklungshilfebehörde GTZ liefert Lebensmittel an Rebellen in Burundi, obwohl diese nicht die Waffen niedergelegt haben. Das soll einen Waffenstillstand stabilisieren – den die Rebellen jetzt absagten

BUJUMBURA/BERLIN taz ■ Mit deutscher Beteiligung findet in Burundi eine höchst umstrittene Hilfsaktion statt. Die Kämpfer der Hutu-Rebellenbewegung FDD (Kräfte zur Verteidigung der Demokratie) erhalten internationale Nahrungsmittelhilfe, obwohl der Bürgerkrieg in Burundi nicht zu Ende ist.

Der für Drittgeschäfte zuständige Arm des deutschen Entwicklungshilfeunternehmens GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit), GTZ-International Services, verteilte am Sonntag 11 Tonnen Reis, Bohnen, Öl, Mehl und Dosenfleisch an eine erste Gruppe von 50 schwer bewaffneten Rebellen unter Leitung des FDD-Generalkommissars Aloys Barutwanayo in Kayange, einem Dorf in der nordwestlichen Provinz Bubanza. Gestern ging die Verteilung in Kibira weiter, einem bewaldeten Rückzugsgebiet von Hutu-Rebellen in der Nähe der Hauptstadt Bujumbura. Zivilisten kämen nicht in den Genuss der Hilfsgüter, sagte ein GTZ-IS-Mitarbeiter der taz. Heute sollen nach FDD-Angaben Verteilungen in drei Dörfern der östlichen Provinz Ruyigi stattfinden.

Die Versorgungsaktion ist eine Folge des Waffenstillstandsabkommens, das die FDD am 2. Dezember mit Burundis Regierung unterschrieb. Hinter der Rebellenfütterung steckt die Hoffnung, die FDD-Kämpfer würden sich nun nicht mehr durch Überfälle auf die Zivilbevölkerung versorgen. „Regierung und Rebellen haben um die Hilfsaktion gebeten“, sagte ein UN-Sprecher der taz. „Wenn die Rebellen nichts zu essen haben, plündern sie.“

Daher bewilligte die EU am 24. Dezember 500.000 Euro zur FDD-Versorgung für zunächst einen Monat. Das Geld ging an das UN-Welternährungsprogramm WFP, das nach einer Ausschreibung der GTZ-IS mit Einkauf und Verteilung der Hilfsgüter beauftragte. Der GTZ-Arm ist bereits mit der Repatriierung burundischer Hutu-Flüchtlinge aus Nachbarländern beauftragt.

Es gibt auch Kritik daran. „Natürlich sind manche Leute unglücklich mit der Idee, Rebellen zu ernähren“, so der UN-Sprecher. Einige Beobachter kritisieren, die Bevorzugung bewaffneter Kämpfer gegenüber Zivilisten gebe Burundern einen Anreiz, sich der Rebellion anzuschließen. Die Rebellen würden gestärkt, ohne ihre Waffen abgeben zu müssen. Im Bürgerkrieg zwischen Tutsi-dominierter Armee und Hutu-Rebellen wurden seit 1993 über 250.000 Menschen in Burundi getötet.

Wie um die Skepsis der Kritiker zu bestätigen, wurde das für die Nacht zu heute geplante förmliche In-Kraft-Treten des Waffenstillstands gestern auf unbestimmte Zeit vertagt. „Es wird keinen endgültigen Waffenstillstand geben“, sagte FDD-Sprecher Daniel Ndarirabe gegenüber AFP. Hintergrund ist der Streit über den Ort geplanter Gespräche zur Fortsetzung des Friedensprozesses. Burundis Außenminister Thérence Sinunguruza erklärte, er hoffe, der Streit werde bis Mitte Januar gelöst.

So lange aber bekommen die Rebellen Hilfe. Nach Angaben aus UN-Kreisen ist die ungewöhnliche Hilfsaktion ein Testlauf für größere Aktivitäten in der Region, zum Beispiel die Kontaktaufnahme zu Milizen im Osten der Demokratischen Republik Kongo. ALOYS NIYOYITA,
DOMINIC JOHNSON