Keine Spur im Wüstensand

UN-Waffeninspektoren können im Irak keine Beweise für Massenvernichtungswaffen finden. Chefinspekteur Blix vermisst in Irak-Bericht Hinweise auf biologische und chemische Kampfstoffe

GENF taz ■ Die Inspektoren der UN-Waffenkontrollkommission (Unmovic) und der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) haben im Irak bislang keine Massenvernichtungswaffen oder Beweise für entsprechende Rüstungsprogramme gefunden. Das erklärte Chefinspekteur Hans Blix gestern vor dem UN-Sicherheitsrat. Allerdings lasse der Anfang Dezember vorgelegte Rüstungsbericht Bagdads an den Rat zahlreiche Fragen unbeantwortet, heißt es in Blix’ Zwischenbericht. Dabei geht es um den Verbleib mutmaßlicher Altbestände an chemischen und biologischen Waffen sowie dazu benötigter Grundsubstanzen aus der Zeit bis Ende 1998. Am 18. Januar will Blix nach Bagdad reisen, um die irakische Führung zur Beantwortung dieser Fragen zu drängen.

Unter den rund 300 militärischen und zivilen Objekten, die die UNO-Inspektoren seit Ende November letzten Jahres durchsucht haben, befanden sich drei Anlagen, in denen nach Behauptung der Regierungen der USA und Großbritanniens vom Irak biologische Waffen hergestellt sowie verbotene ballistische Raketen entwickelt werden. Die Inspektoren fanden keine Bestätigung für diese Behauptungen.

US-Außenminister Colin Powell erklärte, die Bush-Administration habe vor wenigen Tagen damit begonnen, den UN-Inspektoren Geheimdiensterkenntnisse zu übergeben, damit diese ihre Arbeit „aggressiver und gründlicher ausführen“ könnten. Allerdings werden die wichtigsten Geheimakten zurückgehalten, sagte Powell. Man wolle erst abwarten, ob die Inspekteure „in der Lage sind, das Material auch wirklich zu verwerten und auszuschlachten“.

Einen ersten umfassenden Bericht will Chefinspekteur Blix dem Sicherheitsrat am 27. Januar vorlegen. Die britische Regierung machte unterdessen deutlich, dass nach diesem Termin noch nicht zwingend mit einer Entscheidung über einen Irakkrieg gerechnet werden müsse. Den UN-Inspektoren müsse „genügend Zeit und Raum für ihre Arbeit eingeräumt werden“. Britische Medien hatten zuvor berichtet, die Regierung Blair sei für eine Verschiebung eines Krieges um mindestens ein halbes Jahr.

Der deutsche UNO-Botschafter Gunter Pleuger erklärte, die Bundesregierung bestehe nicht auf einer zweiten Resolution des UNO-Sicherheitsrates zur Legitimation eines Krieges gegen Irak.

ANDREAS ZUMACH

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