Aus der öffentlich-rechtlichen Gerüchteküche

Neuer Intendant des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) könnte der WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf werden

Bei der in nächster Zeit anstehenden Wahl des Ersten Intendanten beim neuen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) scheint alles immer mehr auf WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf hinauszulaufen, den früheren Leiter des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin.

Nicht nur, dass Deppendorf (geb. am 27. 1. 1950) in den vergangenen Wochen und Monaten mehr durch Antichambrieren in Berlin und Potsdam auffiel denn durch etwaiges Fernsehdirektorieren in Köln; auch beim Westdeutschen Rundfunk selbst macht man sich bereits verstärkt und konkret Gedanken um die Nachfolge Deppendorfs: Als Kandidaten für den TV-Direktorenposten werden von der Geschäftsführung nach Informationen der Funkkorrespondenz Helfried Spitra (geb. am 13. 10. 1957), WDR-Fernsehprogrammbereichsleiter Kultur und Wissenschaft, sowie Harald Brand (geb. am 30. 11. 1941), Leiter der Regionalprogramme mit Sitz im WDR-Studio Düsseldorf, gehandelt.

Dass es auf eine solche Lösung hinauslaufen könnte, gewinnt auch dadurch an Plausibilität, dass es die konsequente Fortführung der kirchturmpolitischen Besetzung von Führungspositionen wäre, wie sie WDR-Intendant Fritz Pleitgen – stets unter Absegnung durch den Rundfunkrat – in den bisherigen Jahren seiner Amtszeit kultiviert hat.

Diese Linie hausinterner Prägung lässt leicht erahnen, dass eine Person von außerhalb – etwa der stellvertretende ZDF-Fernsehdirektor Hans Janke – für eine Position in Köln unter den derzeitigen Umständen normalerweise nicht in Frage kommen kann, zumal wer von extern kommt, schnell überqualifiziert erscheint.

Suche nach Erben

Der einzige mögliche Kandidat von außerhalb für die Deppendorf-Nachfolge wäre allenfalls ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender (geb. am 24. 1. 1949) – denn der war, bevor er zum ZDF wechselte, bereits geraume Zeit beim WDR tätig, zuletzt als Wellenchef des WDR-Fernsehens. Im Übrigen soll es seit längerem ein Wunsch Pleitgens sein, Brender nach Köln zurückzuholen, nicht zuletzt mit Blick auf die Möglichkeit, dass Brender dann eines Tages Fritz Pleitgen beerbt.

Ulrich Deppendorf wäre, so er zum RBB wechselte, weniger als ein Jahr Fernsehdirektor der größten ARD-Anstalt gewesen. Dass er in dieser minimalen Amtszeit – es wäre die kürzeste eines WDR-Fernsehdirektors überhaupt – Wesentliches bewegt hätte, lässt sich nicht behaupten. Zwar hat der WDR-Rundfunkrat am 19. Dezember in seiner letzten Sitzung des Jahres 2002 gerade einer kleinen Reform des Dritten Programms des WDR-Fernsehen zugestimmt, doch in den großen Dingen kam nichts voran, insbesondere was die vielfach beklagte Unterhaltungsmisere beim Westdeutschen Rundfunk angeht.

So hatten Winfried Bonk, Chef des WDR-Programmbereichs Fernsehfilm und Unterhaltung, sowie der Bonk untergebene Unterhaltungschef Georg Habertheuer im September vorigen Jahres angekündigt, den Sender zu verlassen.

Doch obwohl Deppendorf daraufhin betont hatte, die Nachfolgeregelung bei diesen Personalien habe oberste Priorität, wartet man gerade in dieser Angelegenheit bis heute auf Ergebnisse. DIETER ANSCHLAG/FK