Kollege, Freund

Peter Tautfest, am 3. März 1942 in Berlin als Sohn einer Deutschen und eines Amerikaners zur Welt gekommen, lebte als Kind in den USA, Belgien, in der Schweiz und Deutschland – hier zunächst in Düsseldorf, wo er auch sein Abitur machte.

Prägend wird für ihn lebenslang das Land seines Vaters: die Vereinigten Staaten von Amerika, jenes Land, das den Deutschen zu erläutern ihm wichtig war, weil es „immer mehr war als Vietnamkrieg, Capitol Hill und Rassismus“, wie er vor zwei Jahren sagte, sondern „eine Heimat für viele Gestrandete, für Exilanten und Außenseiter, die erst dort zu Menschen werden konnten“.

Antiamerikanische Attitüden waren seine Sache nie, auch nicht während seines Germanistik- und Politologiestudiums an der FU Berlin, als Tautfest Mitglied des SDS wurde. 1969 schließt er sein Studium ab, will als Lehrer arbeiten – und wird 1972 mit einem politischen Berufsverbot bestraft.

Anfang der Sechzigerjahre lernt er seine damalige und 1974 verstorbene Lebensgefährtin Karin Leuschner kennen. Beider Sohn Benjamin wird 1968 geboren. 1975 trifft Tautfest seine Frau Sabine – und wird mit ihr wieder Vater. Jupp heißt sein zweiter Sohn.

Nach Arbeit in einem geografischen Verlag in Hannover und als Chefredakteur von Geografie heute realisiert Tautfest 1988 seinen ersten Traum und wird Berichterstatter von den US-Präsidentschaftswahlen – für die taz. Sein Pseudonym: Reed Stillwater. 1997 siedeln er und Frau Sabine in die USA: Die taz hatte ihn zum US-Korrespondenten berufen. Von dort berichtet er auch über ein anderes Amerika, „über ein Land, das vielen Deutschen ferner ist als die Mongolei“.

Weihnachten 2000 entdeckt man bei ihm, dem Nichtraucher, Lungenkrebs. Im Frühjahr beginnt er seine Krankheitsgeschichte aufzuschreiben. Im Juni 2001 erscheint im taz.mag sein bewegender Bericht: Ich habe Krebs.

Sabine und Peter Tautfest ziehen im Sommer jenes Jahres von Bayern nach Potsdam. Zwei Buchmanuskripte hat er noch während der vergangenen 24 Monate verfasst, eines über Amerika, das andere über Krebs. Der Text auf dieser Seite ist sein letzter, den er schreiben konnte. Am 15. Januar diktierte er ihn einer Bekannten in ein Tonbandgerät.

Sonntag, fünf Tage später, ist unser Kollege und Freund Peter Tautfest mit seiner Familie an seiner Seite gestorben. Am 4. Februar, 11.30 Uhr, wird er auf dem St.-Annen-Friedhof in Berlin-Dahlem beerdigt.