Kinderarbeit

50 Jahre Kinderschutzbund: Lobbyismus für die Kleinen. Und Kritik an geschlossenen Heimen des Senats

Als 30 Ehrenamtliche vor 50 Jahren den Hamburger Kinderschutzbund gründeten, da ging es ihnen vor allem darum, die Not der Familien in den Wohnlagern zu lindern. „Heute geht es vielen Kindern vielleicht so gut wie nie zuvor. Doch es gibt auch einen wachsenden Anteil von Kindern, die unter ihren konkreten Lebensbedingungen leiden. Ihnen gilt unsere Aufmerksamkeit“, sagt Wulf Rauer, Vorsitzender des Hamburger Kinderschutzbundes.

Denn in Hamburg leben 20 Prozent der Jüngsten von Sozialhilfe oder Asylbewerberleistungen. „Was für betuchtere Kinder zwei Paar Turnschuhe sind, ist für diese Kinder ein Monatssatz“, sagt Rauer. Aber es geht nicht nur ums Geld: Es geht auch um den Kampf gegen Gewalt, geht um starke Eltern und starke Kinder. „Pädagogik und Therapie in Zwangseinrichtungen haben noch nie konstruktive Veränderungen hervorgebracht“, sparte der Erziehungswissenschaftler nicht mit Kritik am Senats-Konzept der geschlossenen Heime.

Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU), die zum runden Geburtstag ebenso geladen war wie die zehn Paten aus Kultur, Medien, Wirtschaft und Sport, dankte dem „unbequemen Partner“ für „50 Jahre Arbeit für eine gute Sache“. Ansonsten machte sie ganz auf familiär: „In diesem Jahr wollen wir die Hilfen für Familien in den Mittelpunkt unserer Politik stellen“, versprach sie und rühmte diesen Senat, überhaupt schon viel für Familien getan zu haben. Als Beispiel nannte sie die Förderung des Elterntelefons, Elternkurse und anderer Projekte.

Schriftstellerin Petra Oelker, eine der „Patentanten“, provozierte diese Darstellung zur Erinnerung an die massiven Kürzungen bei Frauenprojekten durch eben diesen Senat, „davon waren fast immer auch Kinder betroffen“. Und auch verkehrspolitischen Maßnahmen wie Entpollerung, Tempo 60 und „ein Flugzeugwerk in der Stadt“ seien wenig kindgerecht.

Kinderbuchautorin Cornelia Funke sah ebenfalls Defizite: „Heute verdiene ich als Schriftstellerin gut. Aber als ich noch als Sozialpädagogin gearbeitet habe, war meine Arbeit genauso wichtig und anspruchsvoll.“ Aber unterbezahlt. Sie wünsche sich deshalb „sehr viel mehr Geld für die Kinderarbeit“. SAN