Glücklicher Arbeitsloser

Von großer Einfachheit, voller Zufälle, ein Ton, der manchmal aussetzt, und Helden, die kein einziges Wort sagen: Sabus „Koufuku no kane – The Blessing Bell“ im Forum

Vor der Aufführung seines Filmes „The Blessing Bell“ war der japanische Regisseur Sabu vor das Publikum des Delphi-Filmpalastes getreten und hatte gesagt: „Ihr kennt mich schon gut, denke ich. Ich bin Sabu, der geniale Regisseur.“ Derlei Momente sind schön und man bedachte den Regisseur, der in seinem Heimatland als Popstar verehrt wird und seit 1997 zum dritten Mal im Forum einen Film vorstellte, mit freundlichem Beifall.

Vordergründig ist die Geschichte, die in „The Blessing Bell“ erzählt wird, von großer Einfachheit. Sie beginnt an einem Morgen und endet am Abend des nächsten Tages. Eine Firmenschließung macht Igarashi (Susumu Terajima), einen Mann Anfang 40 vielleicht, arbeitslos. Ziellos irrt er durch die Straßen, den Blick meist nach unten gerichtet. Tokioter Industrieruinen sind wunderschön in Szene gesetzt. Zufällig trifft er einen traurigen Yakuza, der plötzlich stirbt. Igarashi wird unter Mordverdacht verhaftet. Im Gefängnis trifft er einen Mann, der den Liebhaber seiner Frau umgebracht hat. Dieser Mann gibt ihm die Adresse der Bar, in der seine Frau arbeitet. Sie flirtet mit einem anderen Liebhaber, dem er einen Blumentopf auf den Kopf haut. Später wird der Held angefahren, landet im Krankenhaus, wo ihm ein sterbender alter Mann (Seijun Suzuki!) einen Zettel mit der Adresse seiner Frau und dem Auftrag, nach ihr zu sehen, gibt. Die Geschichte entwickelt sich wie eine Schnitzeljagd.

Eins führt zum Nächsten. Der Held rettet Kinder aus einem brennenden Haus, gewinnt den ersten Preis einer Lotterie, verliert das gewonnene Geld wieder, hört einem Mann zu, der sich dann umbringt, fällt nachts in eine Grube, schaut auf die Sterne und kehrt am nächsten Tag zu seiner Familie zurück. Eine Geschichte voller unwahrscheinlicher Zufälle, die am Ende, wenn der Held nach Hause geht, noch einmal rückwärts erzählt wird, nur diesmal stoppt das Auto, das ihn tags zuvor angefahren hatte.

Der Film lebt durch seinen brillanten Hauptdarsteller. Susumu Terajima, den man aus den Filmen von Takeshi Kitano, aus „A Hole in the sky“ von Kazuyashi Kumakiri oder aus „Afterlife“ von Kore-Eda Hirokazu kennt, bringt es fertig, während des ganzen Films kein einziges Wort zu sagen. Sehr schön ist auch der Ton, der zuweilen ganz aussetzt, was in angloamerikanischen Produktionen undenkbar wäre.

DETLEF KUHLBRODT

Heute, 17.30 Uhr Babylon