Army auf Umwegen

Österreich bleibt dabei: Keine Durchfahrterlaubnis für US-Truppen. Iraks Vizepremier beim Papst. Humanitäre Konferenz zur Irakkrise in Genf

WIEN/ROM/GENF ap/dpa/rtr ■ Österreich will den USA trotz der Kritik von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld keine Durchfahrterlaubnis für die Verlegung von US-Truppen von Deutschland nach Italien erteilen. Ohne eine neue UN-Resolution werde man weder Überflüge noch Durchfahrten per Bahn genehmigen, sagte der österreichische Verteidigungsminister Herbert Scheibner gestern. Rumsfeld hatte am Donnerstag vor dem Streitkräfteausschuss des US-Senats in Washington erklärt, die Haltung Österreichs sei ein Beispiel für die Probleme, die durch die Stationierung von 100.000 US-Soldaten in Europa entstünden. Die Truppen müssten deswegen vermutlich auf dem Seeweg nach Italien verlegt werden, was einen Umweg über Rotterdam bedeute.

Österreichs Botschafter in den USA, Peter Moser, äußerte sich überrascht über Rumsfelds Kritik. Er sei erstaunt, dass der US-Verteidigungsminister ein einzelnes Land herausstelle, ohne auf dessen langjährige Neutralität hinzuweisen.

Iraks Vizeministerpräsident Tarik Asis hat Papst Johannes Paul II. nach Angaben des Vatikans die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen (UNO) in der Abrüstungsfrage zugesagt. Nach einer rund 30-minütigen Privataudienz Asis’ beim Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche erklärte Vatikan-Sprecher Joaquin Navrro-Valls gestern: „Herr Asis wollte versichern, dass die irakische Regierung zur Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft bereit ist, vor allem beim Abrüstungsthema.“

Papst Johannes Paul II. hat anlässlich des Treffens mit Asis erneut scharfe Kritik an einem Krieg in Irak geübt und zu einer friedlichen Lösung des Konflikts aufgerufen. Er forderte den Irak zugleich auf, die Abrüstungsauflagen der UN-Resolutionen wortgetreu einzuhalten.

Die Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey eröffnet heute in Genf eine von ihr geplante so genannte humanitäre Konferenz zur Irakkrise. Daran nehmen über 20 internationale Organisationen sowie fast 30 Länder teil. Lediglich die USA haben abgesagt, und der Irak ist nicht eingeladen, weil die Schweizer Regierung eine Politisierung der Konferenz vermeiden will. Die Staaten lassen sich in der Regel durch ihre bei der UNO in Genf akkreditierten Botschafter vertreten.