Klonen weltweit verbieten

Bundestag spricht sich mit großer Mehrheit für ein weltweites und absolutes Klonverbot von menschlichen Embryonen aus. Nur FDP außen vor. Neue Ethik-Kommission eingesetzt. Grüne wollen Gesetz zur Fortpflanzungsmedizin auf den Weg bringen

BERLIN afp/dpa ■ Die Medizin am Menschen soll ihre Grenzen haben: SPD, CDU/CSU und Bündnisgrüne forderten gestern in einem gemeinsamen Antrag ein weltweites generelles Klonverbot. Dazu soll die Bundesregierung zusammen mit Frankreich im Herbst eine entsprechende Entscheidung bei den Vereinten Nationen durchsetzen. Das Parlament setzte zugleich eine Enquetekommission „Ethik und Recht der modernen Medizin“ ein.

Nicht nur das „reproduktive Klonen“, um einen Menschen zu erzeugen, soll verboten werden, sondern auch das „therapeutische Klonen“, mit dem menschliche Stammzellen für die Forschung gewonnen werden. Der Antrag fand im Bundestag über Parteigrenzen hinweg Zustimmung. Der grüne Fraktionsvize Reinhard Loske betonte beispielsweise, Klonen verletze in jedem Fall „elementar die Menschenwürde“.

Beim so genannten therapeutischen Klonen, von dem sich Mediziner neue Behandlungsmöglichkeiten versprechen, werde „menschliches Leben verfügbar gemacht“. Embryonen würden bei dieser Methode als medizinischer Rohstoff benutzt. Weil hunderttausende Eizellen nötig wären, würden Frauen auf die Rolle einer Rohstofflieferantin reduziert. Dadurch bestehe vor allem für Entwicklungsländer die Gefahr, dass sich ein schwungvoller Handel mit der Ware Eizellen entwickle.

Statt des Forschungsklonens sollten eher Projekte wie die Forschung an adulten Stammzellen gefördert werden. Für einen Verstoß gegen das Klonverbot forderte Loske drastische Strafen.

Der SPD-Abgeordnete René Röspel wies darauf hin, dass „der Verzicht auf therapeutisches Klonen noch lange nicht Verzicht auf Therapie bedeutet“. Maria Böhmer von der CDU/CSU warf den Befürwortern des „therapeutischen Klonens“ vor, sie suggerierten vielen Kranken „greifbare Heilung“. Dieses Versprechen sei aber nach Aussage vieler Wissenschaftler „nicht einlösbar“.

Nur die FDP ist anderer Ansicht. Ulrike Flach nannte es taktisch falsch, weltweit auch ein Verbot des therapeutischen Klonens zu verlangen. Viele Staaten würden dabei nicht mitmachen und eine „Alles-oder-nichts-Initiative“ werde erneut scheitern. Flach berief sich dabei auf den Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates, Spiros Simitis, der sich ebenfalls gegen ein generelles Verbot des therapeutischen Klonens gewandt hatte – um neue Heilmethoden nicht von vornherein auszuschließen. Wie bei den beiden früheren großen Bundestagsaussprachen über die Stammzellen-Problematik in der vergangenen Legislaturperiode hatte es auch diesmal zuvor fraktionsübergreifende Absprachen gegeben.

Der Bundestag setzte zugleich eine neue Enquetekommission „Recht und Ethik in der modernen Medizin“ ein. Die Abgeordneten von SPD, Union und Grünen stimmten gegen die FDP für das Gremium. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Gudrun Schaich-Walch sagte, die neue Kommission solle vor allem neue therapeutische Ansätze und die Frage des Organhandels diskutieren.

Das Gremium wird sich aus 13 Abgeordneten und 13 externen Sachverständigen zusammensetzen. Die erste Kommission war im März 2000 eingesetzt worden und hatte im Mai ihre Arbeit beendet. In Deutschland sind derzeit beide Klon-Verfahren verboten.

Die Grünen wollen sich für ein Fortpflanzungsmedizingesetz einsetzen. Loske sagte, die Politik müsse die Forschungsfreiheit schützen, trage aber auch Verantwortung für „das Ziehen von Grenzlinien“. Unter anderem sollten künstliche Befruchtungen und Untersuchungen von Embryonen im Mutterleib neu geregelt werden. HG