Mit kaltem Hintern vor der Airbase

Wieder etwa 20.000 Friedensdemonstranten unterwegs. 1.000 Blockierer vor dem US-Militärflughafen in Frankfurt/Main. Riesen-Peacezeichen legt Kölner Innenstadt lahm. Bei Kriegsbeginn Dauerblockade US-amerikanischer Militärbasen geplant

aus Frankfurt HEIDE PLATEN

Winterkälte, Wintersonne – knapp 800 Demonstranten gegen den drohenden Irakkrieg zogen am Samstagmittag zur US-Airbase am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen. Fast 3.000 sollten es bis zum Nachmittag werden.

Der Frankfurter Professor Hans-Eberhard Richter erinnerte in der Kundgebung an den Golfkrieg 1991: „Krieg ist das sicherste Mittel, dem Terrorismus in die Hände zu spielen.“ Er beschuldigte die USA, den Krieg aus macht- und wirtschaftspolitischen Gründen zu wollen und Soldaten in den Kampf zu schicken, „die Knöpfe bedienen“ und die „Schmerzenschreie“ eines „schon am Boden liegenden Volkes“ nicht hören.

Die Rhein-Main-Airbase ist einer der drei Militärflughäfen der USA in der Bundesrepublik. Sie dient als Basis für den Transport von Truppen und Nachschubmaterial und wurde schon 1991 beim Golfkrieg und bei den UNO-Einsätzen in Bosnien und in Afghanistan als Drehscheibe genutzt. Ein Golfkriegssoldat berichtete von dem seit Wochen wachsenden Widerstand der GIs und der Veteranen in den USA. Währenddessen starteten über den Köpfen der Demonstranten zwei Militärmaschinen. Täglich sollen es derzeit etwa 40 sein.

Ab 14 Uhr wurde der Widerstand zur Widersitzlichkeit: das Tor der Militärbasis wurde von rund 1.000 Menschen blockiert. Friedensaktivist Klaus Vack hatte im Namen der Organisation „Resist“ zum „Neinsagen“ und zum „rechtswidrigen Gebrauch des Gesäßes“ aufgerufen. Die Strohsäcke, die die Hinterteile vor der Kälte schützten, waren dabei so illegal wie die Klappstühlchen. Ein Biokartoffelbauer aus dem Niedersächsischen hatte sie gestiftet, die Polizei ein Einsehen. Die größte Blockadeaktion seit 20 Jahren nahm ihren Verlauf mit heißem Apfelwein und Schmalzbroten und wurde nach zwei Stunden friedlich beendet. Die 40 Bundeswehrsoldaten, die den Luftwaffenstützpunkt seit Freitag bewachen sollten, ließen sich nicht blicken.

Während die Frankfurter mäßig froren, demonstrierten in der Kölner Innenstadt ab 11.55 Uhr, „fünf vor zwölf“, über 10.000 Menschen. Sie formierten sich für 20 Minuten zu einer fünfeinhalb Kilometer langen Menschenkette und bildeten ein – nicht ganz geometrisches – Friedenszeichen, ehe sich die Menge auf mehrere Kundgebungen in der Innenstadt verteilte.

In Mannheim und Koblenz gingen ebenfalls mehrere 1.000 Menschen auf die Straße. Im Emdener Hafen protestierte eine kleine Gruppe gegen die Verschiffung britischer Panzer in die Golfregion. „Resist“ kündigte an, man sei auf den Kriegsbeginn vorbereitet. Am zweiten Samstag nach dem „Tag X“ sei zu einer unbefristeten Blockade der Frankfurter Airbase aufgerufen. Am 8. März soll die Eucom, das Oberkommando der US-amerikanischen Streitkräfte in Europa, blockiert werden.