Zurück auf Los

Bambule nach geplatzter Lösung kampf- und kompromissbereit. Baldige Räumung weiterer Bauwagenplätze droht. Am Freitag wieder Demo

von MARCO CARINI

Alles wie gehabt. Am Freitag gegen 21 Uhr, nach Ende des St.Pauli-Heimspiels, werden sie sich auf der Feldstraße wieder sammeln. Einige Hundert, vielleicht sogar ein paar Tausend UnterstützerInnen der Bambule-BauwagenbewohnerInnen auf der einen, diverse Hundertschaften Polizei mit ihrer Räumpanzer- und Wasserwagenflotte auf der anderen Seite. Ein Demo-Ritual, dass der Vergangenheit anzugehören schien, wird neu belebt.

Verantwortlich dafür: ein Hamburger Senat, der Innenstaatsrat Walter Wellinghausen erst wochenlang – und erfolgreich – mit den BauwagenbewohnerInnen über einen neuen Bambule-Standort verhandeln ließ, um anschließend den gefundenen Kompromiss in die Tonne zu treten und den eigenen Verhandlungsführer zu demontieren.

Der Gesprächsfaden ist zerrissen. Weil die BauwagenbewohnerInnen nicht länger mit einem Staatsrat verhandeln wollen, der bei passender Gelegenheit wieder von seinen Vorgesetzten zurückgepfiffen wird, der Senat aber weiterhin auf Wellinghausen als Verhandlungsführer beharrt, herrschte gestern Funkstille zwischen beiden Parteien. Nachdem Wellinghausen vom Senat „auf offener Bühne geschlachtet worden“ sei, wollen die BauwagenbewohnerInnen jetzt nur noch mit Bürgermeister von Beust persönlich verhandeln – in der vagen Hoffnung, dessen Wort würde im Senat irgendetwas gelten. Wellinghausen wollen sie als Verhandlungspartner nur dann akzeptieren, wenn er mit klarem Verhandlungsmandat und eindeutiger Entscheidungskompetenz ausgestattet worden sei.

„Eine Lösung war greifbar nahe“, erklärt Bernd Welte von Bambule, doch nun „hat man uns den Fehdehandschuh hingeworfen“. Welte meint damit nicht nur die geplatzte Ansiedlung der Bauwagen auf einem Gelände an der Harkortstraße, sondern auch, dass der Senat sich auf Positionen zurückgezogen hat, die längst vom Verhandlungstisch waren: Ein gemeinsames Gelände am Hamburger Stadtrand nicht nur für Bambule, sondern für alle Bauwagenplätze, deren Verträge innerhalb der Legislaturperiode auslaufen und die schnellstmöglichst geräumt werden sollen. Welte: „Damit ist der Senat exakt auf dem Stand vom November, die Botschaft heißt: Ihr fliegt raus aus dieser Stadt. Auch eine übergangsweise Zwischenlagerung in irgendwelchen Einöden ist keine Verhandlungsgrundlage für uns.“

Genüsslich gerieren sich die Bambulisten als Ordnungsfaktor der Verhandlungen: Kompromissbereit, handlungsfähig, verlässlich, auf klare Absprachen setzend. Dagegen stehe „das Chaos im Senat“, dass keinen Hinweis darauf biete, „wer wie in dieser Stadt politische Entscheidungen trifft“. Welte: „Jede Wagenburg ist da besser organisiert.“

Dass die Forderung nach baldiger Räumung aller Bauwagenplätze vom Senat wieder auf‘s Tableau gehoben wurde, verleitet Bambule-Anwalt Manfred Getzmann zu düsteren Ahnungen: In der zweiten Jahreshälfte laufen die Verträge mit den Bauwagenplätzen in der Gaußstraße und der Henriettenstraße aus. Wenn der Senat an seiner harten Räumungs-Linie festhält, werde es wieder „turbulente Wochen in der Hansestadt“ geben.