irakkonflikt
: Bush ist schon längst im Krieg

Eine Niederlage war nicht vorgesehen. Als Bush im September entschied, sich den längst geplanten Angriff auf Irak vom Sicherheitsrat absegnen zu lassen, hatte er berechtigte Hoffnungen auf einen schnellen Durchmarsch. Das frühe Nein der Regierung Schröder, die bislang überraschend harte Linie Chiracs und auch der unerwartet starke weltweite Protest haben zumindest das verhindert. Egal wann und wie der Sicherheitsrat letztendlich entscheidet, der Präsident ist schon gedemütigt.

Kommmentar von ERIC CHAUVISTRÉ

Dennoch wird Bush den Irak wohl angreifen, auch wenn er im Sicherheitsrat scheitert. Wichtige Regierungsmitglieder wie Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Dick Cheney sehen sich kurz vor einem seit langem angepeilten Ziel und werden kaum in letzter Sekunde nachgeben. Seit Jahren werben diese Leute für einen Angriff auf den Irak und für den Präzendenzfall eines so genannten Präventivkriegs.

Umgeben sind sie von einer außenpolitischen Elite, die nicht versteht, wieso es überhaupt ein Argument für einen Irakkrieg geben muss. Denn spätestens seit den Anschlägen von New York und Washington sehen sich nicht nur Bush und seine Berater in einem dauerhaften Krieg. Ein Angriff auf den Irak wäre in dieser Sichtweise nicht der Beginn eines neuen Kriegs, sondern nur eine weiteres Schlachtfeld in einem auf Jahre angelegten Krieg.

Bush könnte vielleicht von der Aussicht gestoppt werden, dass sich die US-Bevölkerung bei einem Krieg gegen ihn stellt. Doch zum einen zeigen die Umfragewerte für Bushs Irakkurs eine – wenn auch schwache – Mehrheit, zum anderen setzt der Präsident darauf, dass sich die Kritik legen wird, wenn US-Truppen erst einmal im Irak stehen. Einen Oberbefehlshaber im Krieg kritisiert man nicht.

Auch könnte Bush von der Befürchtung aufgehalten werden, dass die USA nach einem ohne die Legitimation durch die Vereinten Nationen geführten Krieg die Aufräumarbeiten diesmal selbst erledigen müssten. Doch der Präsident und seine Berater setzen darauf, dass auch international die Stimmung kippt, sobald der Angriff begonnen hat. Schließlich werden sich schon genügend Regierungen finden, die die Trümmer bereitwillig aufräumen.

Die Kosten hält Bush also offenbar für kalkulierbar. Der offene Widerspruch enger Verbündeter und eine Niederlage im Sicherheitsrat sind nur unangenehme Randerscheinungen. Am Ende aber, so sein Kalkül, wollen alle an seiner Seite gewinnen – und ihm Recht geben.