die anderen über den immer wahrscheinlicheren krieg gegen irak
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Für The Independent on Sunday aus London ist der Irakgipfel auf den Azoren nur noch diplomatische Spiegelfechterei vor einem Krieg: Es ist sehr schwierig, angesichts der diplomatischen Posen, die auf den Azoren stattfinden, etwas anderes als Zynismus zu fühlen. Die Führer der USA, Großbritanniens und Spaniens treffen sich; sie behaupten, die letzte Chance für den Frieden zu suchen; doch nur wenige werden dies als etwas anderes betrachten als den ersten Schritt zum Krieg. Irgendwann in den kommenden Tagen wird wohl mit großer Sicherheit ein unglaublicher Luftschlag auf den Irak niederkommen. Furcht und Schrecken nennen dies die amerikanischen Planer, und es wird sicherlich beides werden, fürchterlich und schrecklich.

Die ebenfalls in London erscheinende Sunday Times meint: Die Hand der Geschichte wird schwer auf den Schultern der politischen Führer Großbritanniens, Amerikas und Spanien liegen, wenn sie sich heute auf den Azoren treffen. Dies mag sich nicht nahtlos an den Gipfel in Casablanca im Januar 1943 reihen, als sich Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill in Marokko trafen, um die bedingungslose Kapitulation Deutschlands und Japans zu fordern. Aber dies ist der entscheidende Moment in der Irakkrise. Auch wenn Washington und London öffentlich die Absicht erklärten, sie wollten ausloten, was es noch an diplomatischen Möglichkeiten gibt, auch für eine zweite UN-Resolution, dies ist ein Kriegsrat. Nächste Woche um diese Zeit dürfte der Krieg schon begonnen haben.

Der Tagesspiegel am Sonntag aus Berlin kommentiert: Dies ist wohl der letzte Sonntag vor dem Irakkrieg. Jedenfalls spricht alles dafür: der Gipfel, der heute auf den Azoren stattfindet, und die Äußerungen von Bundeskanzler Schröder. Er glaubt schon länger, dass der Krieg nicht mehr zu stoppen ist. Damit sinken die Friedenshoffnungen auf den Nullpunkt, die Befürchtungen nehmen zu. Jetzt müssen andere Hoffnungen wachsen. Die große Mehrheit und die deutsche Regierung müssen darauf hoffen, widerlegt zu werden: Hoffentlich werden die amerikanischen und britischen Truppen schnell und mit wenigen Opfern den Irak erobern; hoffentlich wird der Krieg nicht zu antiamerikanischen Aufständen in Arabien führen; hoffentlich fällt der Irak nicht auseinander; und hoffentlich wirkt sich ein schneller Sieg auf den Nahen und Mittleren Osten so aus, dass die arabischen Despoten sich besinnen und zwischen Israel und Palästina endlich ein Frieden möglich wird. Unsere ganze Zuversicht wird künftig darin bestehen, von A bis Z widerlegt zu werden.