alle für den frieden (32)
: Panzer in Prenzlauer Berg

Demonstrierende Bilder

500.000 demonstrierten gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.

Krieg ist ein Spektakel. Gewöhnlich genießt man es mit distanziert unangenehmem Grusel daheim vor der Glotze. Was aber, wenn man den Krieg selbst in die Städte trägt? Wenn eine „Achse des Lautleisen“ die immer noch vorhandenen Wunden des 2. Weltkrieges an den Partymeilen zwischen Mitte und Prenzlauer Berg mit Sound und Vision bespielt? Fragen, die der Betreiber der „Bar im Fortschritt“ in der Pappelallee und Mitarbeiter der im gleichen Haus sitzenden Filmproduktion „Diesel&Dünger“ mit einem „Wardrive“ zu beantworten versuchten.

Mitte vergangener Woche enstand die Idee, schon Samstagabend rollte der Zug über die Kastanienallee zum Hackeschen Markt. Die per E-Mail aktivierte TV- und Filmproduzentenszene, bewährt durch die während der Berlinale kurzfristig auf die Beine gestellte Kriegsmeinungsdoku „freedom2speak“, organisiert Filmschnipsel, Musik, Videobeamer und Lkw. Nur die Genehmigungsbehörden spielen nicht so ganz mit. Traumziele der Bildwerfer wie die Britische Botschaft bleiben unerleuchtet.

Doch über graue Brandwände rollen Panzer, Golfkriegsraketen explodieren auf Stuck, Düsenjäger flimmern durch Gesichter in den Fenstern. Die George Bushes lächeln von den Wänden mit Saddam Hussein um die Wette, Tote werden aus den Schützgräben des 1. Weltkriegs gekratzt. Und hinter dem musik- und bilderliefernden Truck reihen sich schnell mehrere hundert Leute ein, die es „irgendwie klasse“ finden, während auf einer Fassade kriegsbegeisterte Massen durch Berlin ziehen – gefilmt wurde das 1914. GA

Morgen: Eins, zwei, und alle! – Friedliche Straßenmusik