US-Pazifistin von Bulldozer überrollt

Bei Militäreinsatz im Gaza-Streifen werden neun Palästinenser getötet, darunter zwei Kinder. Washington verlangt Aufklärung über eine am Sonntag in Rafah getötete US-Pazifistin. Die israelische Armee spricht von einem „bedauerlichen Unfall“

GAZA afp/dpa ■ Nach dem Tod einer 23-jährigen US-Friedensaktivistin am Sonntag im südlichen Gaza-Streifen hat Washington mittlerweile von der israelische Regierung vollständige Aufklärung über die Todesumstände verlangt. Washington erwarte von Israel eine umfassende Untersuchung, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Sonntag. Zuvor war die Pazifistin Rachel Corey in Rafah von einem israelischen Bulldozer überrollt worden. Die Armee sprach von einem „bedauerlichen Unfall“. Dagegen berichtete ein anderer US-Aktivist, der Fahrer des Bulldozers habe Corey gesehen, als sie bei einer Sitzblockade versuchte, den Abriss palästinensischer Häuser zu verhindern. Als er jedoch seine Fahrt nicht gebremst habe oder ausgewichen sei, sei Rachel Corey, die mit einer orangefarbenen Jacke mit Reflektoren bekleidet war, auf einen Schuttberg geklettert und habe den Fahrer des Bulldozers direkt angesehen. Er sei dann über sie hinweggerollt.

„Er wusste hundertprozentig, dass sie da war“, berichtete der 20-jährige Aktivist Joseph Smith. Nach Angaben des behandelnden Arztes erlitt die 23-Jährige schwerste Kopf- und Beinverletzungen. Ein Armeesprecher sagte, solange die Untersuchungen nicht abgeschlossen seien, bliebe der Fahrer des Bulldozers auf freiem Fuß.

Die israelischen Truppen dringen immer wieder in die autonome Stadt Rafah ein, um die Häuser mutmaßlicher palästinensischer Extremisten zu zerstören. Die USA kritisieren die gewaltsame Zerstörung palästinensischer Häuser, bei denen in der Vergangenheit wiederholt auch Zivilisten ums Leben kamen. Der Sprecher des Außenministeriums appellierte am Sonntag erneut an das Militär, alles zu unternehmen, um das Leben der Zivilbevölkerung nicht zu gefährden.

Bei einer israelischen Militäraktion sind gestern neun Palästinenser im Gaza-Streifen getötet worden, darunter zwei Kinder. Allein bei einem Vorstoß der israelischen Armee in das vollkommen überfüllte Flüchtlingslager Nusseirat im Süden der Stadt Gaza kamen nach palästinensischen Angaben sieben Menschen ums Leben. Darunter waren ein zweijähriges Mädchen und ein dreizehnjähriger Junge. Etwa 20 Menschen erlitten Verletzungen. Zwei weitere Palästinenser starben bei einem Armee-Einsatz in Bet Lahia im Norden des Gaza-Streifens.

Israel setzte bei der Aktion in Nusseirat mindestens 30 Panzer und Kampfhubschrauber ein. Ziel war nach palästinensischen Angaben die Zerstörung von Häusern angeblicher Extremisten. Zwischen Bewaffneten und israelischen Soldaten sei es zu heftigen Schusswechseln gekommen. Bewohner des Flüchtlingslagers berichteten von Explosionen. Mindestens drei Häuser seien zerstört worden, hieß es.