DEM IRAK IST EIN SCHNELLES ENDE DER KAMPFHANDLUNGEN ZU WÜNSCHEN
: Wenn der Horror ausbleibt

Es ist eine der Besonderheiten dieses Krieges, dass schon vor seinem Beginn weltweit hunderttausende Menschen gegen ihn auf die Straße gingen. Angesichts der begründeten Hoffnung, über die Regierungen im Weltsicherheitsrat ausreichend Druck ausüben und den Krieg tatsächlich verhindern zu können, ging die Friedensbewegung weit über den Gestus machtlosen Protestes hinaus. Das hat sich geändert. Seit die Bomben fallen, kann niemand mehr glauben, diesen Krieg auf der Straße verhindern oder verkürzen zu können. Die USA werden den Krieg nicht beenden, ohne ihre Ziele erreicht zu haben – und so wäre für die Menschen im Irak am besten, die USA würden so schnell und unblutig gewinnen wie möglich.

Nur: Je einfacher die USA siegen, desto schwerer wird es, sie für die Zukunft von ihrem völkerrechtswidrigen Konzept der „präventiven Militärschläge“ abzubringen. Kritiker haben immer wieder zu Recht auf die immensen Gefahren dieses Krieges für den Weltfrieden, die Stabilität der Region und die Menschen im Irak hingewiesen. Auch die US-Regierung weiß, dass sie überhaupt nur eine Chance für eine nachträgliche Legitimierung des Krieges in den Augen der Weltöffentlichkeit hat, wenn keines dieser Szenarien sich bewahrheitet. Schon deshalb waren die Warnungen richtig und wichtig. Wenn die Apokalypse, vor der die Kriegsgegner warnen, ausbleibt, ist das keine Bestätigung der Kriegstreiber.

Und wenn die Existenz einer potenten Militärmacht vorher kein Grund war, ihr den Krieg zu gestatten, dann können auch ihre Erfolgsmeldungen kein Grund sein, sie widerspruchslos gewähren zu lassen. Mit dem Dilemma, einerseits den Irakis ein schnelles Kriegsende zu wünschen, damit aber andererseits indirekt den USA Kriegsglück zu wünschen, müssen wir leben. BERND PICKERT