Treten, Schlagen, Schmerzensschreie

Augenzeugen berichten, was sie bei der Schüler-Demonstration am Montag erlebt haben

Schlagstöcke, Schlägereien, Verhaftungen: Die Gerüchte über den Polizeieinsatz bei der Schüler-Demonstration am Montag klingen beängstigend, aber was erzählen diejenigen, die dabei gewesen sind? Ein Vater beschreibt in einem Brief an einen Rechtsanwalt die Erlebnisse seiner Tochter. Als die Wasserwerfer einsetzten, sei die 16-Jährige Richtung Universität gelaufen. Der Freund des Mädchens wurde im Weglaufen von einem Wasserwerferstrahl von hinten direkt auf den Kopf getroffen und habe noch lange danach starke Kopfschmerzen gehabt.

„Die Kinder beobachteten wiederholt, dass die Polizei gezielt Jugendliche jagte und prügelte, die ausländisch aussahen. Einige Polizisten riefen dabei ausländerfeindliche Sprüche wie ‚Geht bloß dahin zurück, wo ihr hergekommen seid!‘ Es fielen offenbar auch Begriffe wie ‚Kanacken‘“, schreibt der Vater.

Später sollen die Jugendlichen gesehen haben, wie vier bis sechs Polizisten einen um Hilfe schreienden Jugendlichen mit langen Knüppeln zusammengeschlagen und mit ihren Stiefeln auf ihn eingetreten haben. Als seine Tochter zusammen mit anderen Freunden dem Jungen helfen wollte, sollen weitere 15 Beamte die prügelnden Kollegen umstellt haben.

Das Mädchen gehörte zu den in der Bundesstraße eingekesselten Demonstranten. „Am Versuch, die Eltern über das Handy zu informieren, wurden die Schüler gehindert. Trotz mehrfachem Wunsch, auf Toilette gehen zu dürfen, wurde dieses verweigert“, erzählt der Vater. Seine Tochter wurde auf die Polizeiwache Rahlstedt gebracht. „Dort wurde sie einer Leibesvisitation unterzogen, bei der ihr auch in die Unterwäsche hineingesehen wurde.“ Auch auf der Polizeiwache seien die Schüler daran gehindert worden, mit ihren Eltern zu telefonieren.

Anwohner beobachteten die Vorfälle in der Bundesstraße von ihrem Balkon aus. „Ein Jugendlicher wurde von einem Polizisten zu Boden geworfen, und mehrere Polizisten stürzten sich auf ihn. Sie knieten auf seinem Hals, seinem Rücken, im Bereich der Nieren, auf seinen Füßen und seinen Beinen.“ Doris und Holger Schwettscher forderten die Polizisten mehrmals auf, nicht mit solcher Gewalt vorzugehen.

Später sollen die mit Handschellen gefesselten Jugendlichen durchsucht worden sein. „Kinder ohne Personalausweis wurden fotografiert“, berichten die Augenzeugen. Ein dunkelhäutiger Jugendlicher wollte weglaufen, „woraufhin sich mindestens sechs Beamte auf ihn stürzten, ihn zu Boden rissen, sich auf ihn knieten, auf Hals, Nieren, Beine, Füße, das Gesicht auf den Asphalt drückten, wobei der Schüler vor Schmerzen schrie!“

Trotz der Bitte der Anwohner, aufzuhören, setzten Polizisten die Gewalt auch im Dienstwagen fort, wo der Junge nach Augenzeugenberichten mit schweren Stiefeln getreten wurde. LG

Zeugen können sich mit ihren Aussagen unter ☎ 428 38 - 44 80 oder - 29 68 beim AStA der Universität melden. Siehe auch Leserforum Seite 24