Speer, Stadtplaner

Albert Speer, 1934 geboren als Sohn von Hitlers wichtigstem Architekten und späterem Generalbauinspekteur für die Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin, studierte an der TU München, hat seit 1964 ein eigenes Büro für Stadtplanung und Architektur (AS & P) in Frankfurt am Main.

Von 1972 bis 1997 war Speer Professor für Stadt- und Regionalplanung an der Universität Kaiserslautern. Speer war an der Planung der Expo 2000 in Hannover stark beteiligt.

Die AS & P ist mit rund neunzig Mitarbeitern national und international (Algerien, Belize, China, Nepal, Nigeria, Saudi-Arabien, Türkei) tätig.

Metropolen in entwickelten kapitalistischen Ländern wachsen kaum noch. Megacitys finden sich nur in den kapitalistischen Peripherien. Es sind Stadtungetüme mit mindestens zehn Millionen Einwohnern.

Als Beispiel schlechthin gilt Mexiko-Stadt mit etwa 26 Millionen Einwohnern. Die Stadt droht unterzugehen und mit ihr die Menschen, die vor der Erwerbslosigkeit in der Provinz in die Slums der Stadt flüchten.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden im Jahr 2025 achtzig Prozent der Weltbevölkerung in Großstädten leben.

Beispiele von heute: Lagos in Nigeria zählt 25 Millionen Einwohner, das indische Bombay 28 Millionen, São Paulo in Brasilien 21 Millionen und 30 Millionen leben in Tokio. Ohne intelligentes Stadtmanagement, so sagen Stadtplaner, werden diese Megacitys zu wuchernden Molochen.

Albert Speer zählt zu den global gefragtesten Experten in puncto Megacitymanagement. Besonders in der Volksrepublik China, die sich derzeit in einer explosionsartigen Umbruchsituation befindet, werden Speers Dienste nachgefragt. Sein favorisiertes Projekt ist das in Schanghai, dem „Paris des Ostens“.

In kürzester Zeit hat sich das vertraute Gesicht dieser Stadt mit ihren kolonialen Prachtbauten völlig verändert. Wo vor wenigen Jahren noch Reisfelder waren, entstand in einer Art Bauhysterie eine neue Stadt – die Sonderwirtschaftszone Pudong.

Ein Millionenheer von Wanderarbeitern errichtete rund um die Uhr eine Siedlung von zweitausend Hochhäusern auf der größten Baustelle der Welt. Der Preis: Stadtviertel verschwanden, deren Bewohner entwurzelt, gewachsene Strukturen zerstört.

Trotz dieser Folgen des Modernisierungsprozesses versucht man in Schanghai aus den Fehlern anderer Megacitys zu lernen: kein unkontrolliertes Wuchern, sondern gezieltes Wachstum – so lautet das Credo der Schanghaier Stadtplanung.

Eine schöne neue Welt solle entstehen. Und vielleicht glückt in China, was in Europa und Nordamerika gelang: Riesenstädte sinnvoll zu organisieren und lebensfähig zu machen. CHRISTINA HABERLIK