Die Ukraine will wieder aufbauen

Ihre Erfahrungen mit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl könnten ukrainischen Spezialisten jetzt in der Golfregion zugute kommen. Mitte vergangener Woche begann die Ukraine mit der Verlegung einer 532 Mann starken Anti-Kampfstoff-Einheit aus dem westukrainischen Sambor nach Kuwait. Die Soldaten sollen – im Fall von Angriffen mit biologischen oder chemischen Kampfstoffen – bei der Dekontaminierung eingesetzt werden. Nach Aussagen des ukrainischen Außenministers, Anatoli Slenko, ist ein Einsatz der Spezialtruppen im Irak jedoch ausgeschlossen.

Einem entsprechenden Präsidialdekret zur Entsendung von Militärs war eine Abstimmung des Parlaments vorausgegangen, die mit 253 gegen 129 Stimmen bei 7 Enthaltungen angenommen wurde. Nach einer Umfrage des Kiewer Razumkow-Zentrums waren Anfang März 90,5 Prozent der befragten Ukrainer gegen einen Irakkrieg.

Warum die Ukraine am Golf mit von der Partie sein will, liegt auf der Hand. Zu einem versucht Präsident Kutschma, die angespannten amerikanisch-ukrainischen Beziehungen wegen angeblicher illegaler Waffenverkäufe Kiews an den Irak wieder aufzupolieren. Zum anderen erhofft sich das Land lukrative Aufträge im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Krieg.

Auch an der klammen ukrainischen Haushaltskasse soll die Hilfe für die US-Armee nicht scheitern. So will die Internet-Zeitung Ukrainska Prawda wissen, dass Kiew von den USA erwartet, 5,8 Milionen Dollar für den Transport der Truppen samt Ausrüstung, 50.000 Dollar für die Versorgung während des Transits sowie die Unterhaltskosten vor Ort von monatlich rund 700.000 Dollar zu tragen.

BARBARA OERTEL