Zentralamerika ist auf US-Kurs

Die kleinen zentralamerikanischen Länder haben seit 150 Jahren ihre eigenen Erfahrungen mit den USA gemacht. Die lösten zwar die spanische Krone nicht formal als Kolonialmacht ab, setzten aber doch ihren Hegemonialanspruch immer wieder, auch mit militärischer Intervention, durch. Wie es Abweichlern ergeht, erfuhr u. a. der guatemaltekische Reformpräsident Jacobo Arbenz, den die USA 1954 stürzten, und die Sandinisten in Nicaragua, die von 1979 bis 1990 das Land regierten und von den US-finanzierten Contras jahrelang mit Krieg überzogen wurden.

Die Konflikte der 80er-Jahre sind vorbei, die Regierungen sind wieder gemeinsam auf US-Kurs. Sich US-Kriegserklärungen gegen Drittstaaten anzuschließen, hat dabei Tradition: Recht lautstark trat etwa 1941 der nicaraguanische Diktator Anastasio Somoza an der Seite der USA in den Krieg gegen Deutschland ein. Truppen musste er nicht schicken, nutzte aber die Situation, um deutsche Besitztümer zu enteignen und seinem eigenen Vermögen einzuverleiben – ein gutes Geschäft. Während heute die nicaraguanische Regierung des Präsidenten Enrique Bolaños die USA unterstützt, verfasst der sandinistische Expräsident Daniel Ortega Solidaritätsadressen an Saddam Hussein – in der Ablehnung des Krieges ausnahmsweise einig mit seinem ewigen konservativen Gegenspieler Erzbischof Obando y Bravo. Die US-Botschaft in Managua allerdings hat sich nicht gegen Proteste zu wehren, sondern gegen einen Ansturm erwerbsloser und verarmter Nicaraguaner, die nach einem Krieg im Irak beim Wiederaufbau arbeiten wollen – diese Möglichkeit nämlich hatte Präsident Bolaños öffentlich angedeutet.   PKT