Sechs Jahre für alle?

Nach IGLU ist die Grundschul-Debatte entbrannt: FDP-Politikerin Flach spricht dafür. Spricht Berlin dagegen?

taz ■ Auch wenn die Ergebnisse der Grundschul-Lesestudie IGLU für Deutschland nicht so negativ sind – darauf dürfe man sich nicht ausruhen, meint Anja Stahmann, bildungspolitische Sprecherin der Bremer Grünen. „Der Abstand zu den Spitzenreitern ist noch gravierend. Um noch bessere Ergebnisse zu erzielen, müssen wir die frühkindliche Bildung besser fördern.“ Aktueller denn je sei auch die sechsjährige Grundschule.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Claas Rohmeyer, hält dagegen: an der internationalen IGLU-Studie hätten nur zwei Bremer Grundschulen teilgenommen. Eine regionale Auswertung gebe es daher nicht. Im Dezember würden die Daten einer Ergänzungsstudie veröffentlicht, aus der hervorgehe, welches Bundesland zu dem insgesamt guten Ergebnis beigetragen hat.

Schülerinnen und Schüler brauchen eine individuelle, begabungsorientierte Förderung und keine reformpädagogische Gleichmacherei, erklärte der CDU-Politiker. In einem durchlässigen, fördernden und gegliederten Schulsystem, das sich an Leistungsstandards orientiert, werden Schüler bestmöglich zum Schulabschluss geführt.

Ulrike Flach, die bildungspolitische Sprecherin der FDP und Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, hat sich derweil als Konsequenz der IGLU-Studie für die sechsjährige Grundschule ausgesprochen. „Es sieht so aus, als ob dieses wirklich strenge Selektieren nach der vierten Klasse nicht der optimale Weg ist“, hatte Flach erklärt. Mit ihrem Vorstoß einer „verlängerten Grundschule bis zu sechs Jahren“ ging Flach auf Distanz auch zu ihrer eigenen Partei. „Man muss, wenn Fakten und wenn Forschungsergebnisse auf dem Tisch sind, auch wirklich offen darüber diskutieren.“ Man solle die „ideologischen Barrieren“ beiseite lassen und „sich auf ein gemeinsames Modell einigen“, sagte Flach.

Den Ball nahm die schulpolitische Sprecherin der Grünen im Niedersächsischen Landtag, Ina Korter, auf: „Ich hoffe, dass sich jetzt auch die FDP in Niedersachsen als lernfähig erweist“, sagte Ina Korter.

Niedersachsens FDP macht diesen Kurs aber nicht mit. Und Kultusminister Bernd Busemann (CDU) erklärte, am Beispiel Berlins mit sechs Jahren Grundschulzeit sei deutlich geworden, dass die Schüler in den Gymnasien dort einen Lernrückstand von einem Schuljahr und mehr im Gegensatz zu Bundesländern mit vierjähriger Grundschulzeit hätten. Es sei falsch, aus den eher erfreulichen IGLU-Ergebnissen nun ein Allheilmittel für die weiterführenden Schulen abzuleiten. kawe